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16. Jahrhundert weist auch die Sprache in den Versen von „Busse von Erxleben und die von Stendal":
Her Busse von Erxleben sik vennat „wüste ik wer unse forman wolde sin
wel up dem huse, da he sat: wol to der olden marke henin,
„were ik vifhundert starke, en xerd wolde ik em geven."
ik wolde so vele köe weghalen, „En perd wolde ik verdienen,"
wel ut der olden marke." sprak Gebhard von Runstede .. .
In breit ausmalender Weise wird gefeiert:
Hy ist ein fürste vom Hoger ardt; hen vnd hen, war by sich kardt,
Hy sy leie ader wolgelardt,
Dy loben alle synen nahmen,
Dy werlich wol zu loben stadt.
Gott selber in siner majestadt,
Mit des gantzen Hemels radt,
Den surften hat erwecket.
Sint vns der keyser ist endtwesen, hatt kein man werlich niy gelesen,
Das enich surfte wer gewesen.
Die dy rober hat erschrecket,
Alse her sriderich hat getan . . .
Die quitzowen waren von doler mut.
Sy spraken: „gulde it hant ader Hut,
der Sieg über die hstützows geschildert und
wy hebben die schlote in vnser fut,
Hy schal vns nicht veriagen!
Sy schoten mit buffen grote steine.
Dy ritter ripen algemeine:
„Help vns maria, maghet reine,
Dat wy dysen homut sturen I"
Plawe, frisick vnd rathenow —
Dy hulden den Heren, des weren sy frow: Dartu dy van buten vnd goltzow,
Recht so dat wesen scholde.
Dy vns dissen regen sanck,
Niclaus vppschlacht is he genandt,
To brandenborch is he wol bekandt:
Hy louet dy surften mit slite.
Aus dem letzten Drittel des 16. Jahrhunderts überliefert der Chronist Zacharias Gartz (1555—86) das Lied von der Schlacht bei Angermünde im Jahre 1420 eines
sonst nicht weiter bekannten Schmiedeknechtes Köne Finke; Orthographie und Sprach- formen legen auch hier die Zeit der Entstehung fest, es bestand aus fünfzehn siebenzeiligen Strophen, von denen die sechste nicht mehr erhalten ist. Des Liedes Weisen mögen folgende Zeilen charakterisieren.
wy willen singen einen nien Rei Sie quehemen vor Angermunde vp den Plan,
Na dem windter komt vns der lNei, Die dare weren en wytt vpgedhan,
Datt hebbe wy woll vernhamen . he rett Hennin mit schalle,
Datt Retter Angermünde gewhunnen wartt, Se repen altomal Stettin,
Datt nam der Marggrafe framen. Brandenborch were gefallen.
Das letzte Lied behandelt den Aberfall der Stadt Beelitz durch Jan Kuck im Jahre 1478; Kurfürst Albrecht Achilles führte für seine Tochter Barbara, die Witwe des Herzogs Heinrich II. von Glogau, Krieg mit Herzog Johann II. von Sagan, der Anspruch auf die Erbschaft dieser Lande machte. Diese Streitigkeiten dauerten bis 1482 und waren reich an Wechselfällen; zu diesen gehörte ein kühnes Reiterstücklein, das ein böhmischer Hauptmann Jan Kuck mit seiner Schar ausführte: er drang bis in das Innere der Mark, wo er die durch ihr Wunderblut reich gewordene Stadt Beelitz überfiel und kurze Zeit behauptete. Dieser Zug war an sich ohne Bedeutung für den Ausgang des Krieges, hatte aber durch Tollkühnheit die Aufmerksamkeit der Märker erregt » und so die Veranlassung zu dem Volkslieds gegeben.