Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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hohn zum Trotz hat aber seine Empfindung an sich Wahrheit, dieselbe Wahrheit, kraft welcher wir den Umständen nach den Eindruck einer deutschen Landschaft über die glänzenste italienische Gegend setzen dürfen. Ich gebe zu, daß voß und Matthisson auf Schmidt eingewirkt haben, dies alles von ihm abgezogen, bleibt aber genug echtes Eigen­tum zurück, von dem sich andere, unverspottete Dichter etwas zu wünschen hätten."

Der jüngere Zeitgenosse Schmidts von Werneuchen, der in diesen Ureis gehört, war Friedrich Lucas H789 bis nach 1817), eines Müllers Sohn aus dem Dorfe Göricke in der prignitz bei havelberg, der ursprünglich im väterlichen Gewerbe tätig war und dann mit Unterstützung des preußischen Aönigs sich zum Lehrer ausbilden konnte; in einem Dorfe bei Möckern in der Mark hat er diesen Beruf ausgeübt. Eine angeborene und früh sich schon zeigende Neigung für die Dichtkunst ward gefördert durch eine ständige Berührung mit der Natur; seine Gedichte sind Früchte einer reichen Einbildungs­kraft und unter erdrückenden äußeren Umständen entstanden; sie sind der Ausdruck eines kindlich-frommen Sinnes und dankbaren Herzens und vereinen zarte Empfindung mit einer glücklichen Darstellung. Lucas umschreibt in schlichter Bescheidenheit den Ureis seines Aönnens und seiner Persönlichkeit:

Nag ich auch den Gipfel nicht ersteigen,

Den ein Anderer erschwang:

Soll doch meine schwache Stimme zeigen, tvas ihr durch Natur gelang.

Auch erwäge man, daß mich der Sorgen Und der Armut Schwere drückt;

Daß ich meines Lebens frühsten Morgen Schon in Dürftigkeit erblickt.*)

Andererseits findet er s8s3 markige Töne voll Wucht und Größe und echt religiöser Gesinnung und kann doch wieder mit beiden Füßen auf dem Boden des All­tags und des Diesseitsglaubens stehen:

Schön ist die Lrde, freut euch zu leben;

Schmecket die Früchte mit Dank und Vertrauen,

Die der unendliche Geber uns brach.

Als Überschrift einer Versfolge verkündet er: Es muß eine bessere Welt geben; in der Weise Gellerts malt er mit lyrischem Pinsel:Der Greis mit einem Bündel Holz", und zieht in sinnender BetrachtungDer Mensch in der Welt" als die Lumme seines Lebens und Wissens:

Da trage Not, wo sie beschiedenl Da freue dich, wo Freude winkt I

Leine Bersformen sind einfach im Metrum und sein Gedankeninhalt ist eng be­grenzt; aber die schlichte Gradheit seiner Persönlichkeit wird immer wohltuend berühren. Leine außerordentliche Verehrung für Schiller drückte sich in einem Gedichte aus: Die

*) Gedichte des Naturdichters Fr. L. In seinem Besten herausgegeben von Fr. lVad zeck, Berlin Z8t7.