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oft muß die Gesinnung das Talent ersetzen, und die nur allzu häufig wiederkehrenden Reimereieil machen eine eingehendere Behandlung hier überflüssig, wenn sie eben auch zlim Gesamtbilde gehören, Hierher gehört z. B. Franz von Gaudy f> 800—4t)), der die Manier Thamifsos nicht ohne eigentümliche Abweichungen fortsetzte; der finstere Ernst seines Vorbildes wird bei Gaudy zum kecken Spott, die Annäherung Thamifsos an die idyllischen Seiten des Lebens zur Ironie und zum schalkhaften Scherz, wie z. B. in der satirischen Schilderung des Berliner Mai:
Nachtigall und Zeisig . ..
Die leiden an Schnupfen beid'I
Gaudy war eine leichte, heitere Seele, ohne wahrhaft poetischen Ernst ; die Schmieg samkeit seines Talentes ließ ihn zum Übersetzer von vornherein trefflich geeignet erscheinen. Auch Ed, Ferrand (reoto Schulz) 0 813—42) aus Landsberg a, d. !V. schloß sich in der Art seiner Dichtung an Vorbilder, wie Heine und Eichendorff, an; er war ein Dichter des seligen Träumens und jugendlicher Tändelei, sanft und mild, weich und mitunter weichlich und weinerlich. Stärker wird die spezifisch märkische Note bei George Hesekiel H8s5—84); seine Lieder „Zwischen Sumpf und Sand" sind ganz erfüllt von brandenburgischem Kolorit, geschichtliche Balladen von kraftvoller Anschaulichkeit stehen neben Liedern der märkischen Heide; ich zitiere aus literaturgeschichtlichen Gründen eine Strophe auf Mtto mit dem Pfeile:
Dem ist manch Lied erklungen,
Wenn Liebe ihn verwundt', hier hat er süß besungen Manch süßen roten Mund,
Und seine Minnelieder, hier klingen leis' sie fort , . .
Earl Bolle (j82l—l902) bietet in den Sonetten „Aus der Inselwelt des Tegeler Sees" (An die Spree; Die Pfaueninsel) einfache, beschreibende Verse; daneben stehen reichliche naive Strophen auf heimische Vogelarten, Fische, Bäume und ähnliche Dinge, Auch der „Kranz heimatlicher Gedichte" „Die Mark Brandenburg in Sage und Lied" H 89 H von Fritz Eichberg bietet in sorglosen, oft recht ungeschickten Reimen Stimmungsbilder, Sagen und etliche Schnurren; Veit Löwe dagegen fgeb, 1865), der lange als Geistlicher in der amerikanischen Diaspora gelebt hat, singt von der „Märkischen Heide" aus echter Dichterseele heraus:
Lin dürftig Land und doch dem Märkerherzen So lieb und traut, daß ihm des Südens Schöne Nur Sehne» weckt »ach seiner märk'schen Heide!
Wanderungen durch die Mark sind das Thema der Verse der Lehrer Paul Risch und Ewald Müller: „Unter allen deutschen Gauen Preis' ich dich, o Märkerland" ; die Spreewaldklänge Robert Behlas — um noch einige zu nennen, die in der zweiten Hälste des lg, Jahrhunderts als brandenburgische Poeten sich betätigten — sowie Gedichte von Hans Georg Meyer entbehren einer eigenen Note,