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in einem Amt und in der Ehe; in fünf Jahren f>827—52) drängt sich dann sein Schaffen zusammen, die alles umfassen, was ihn zu einem bekannten deutschen Dichter gemacht hat; da gibt er berlinisches Kinderleben und ist vertraut mit dem Volke dieser Stadt; er wird der seit langem erste volkstümliche Dichter Berlins, ein Wahrzeichen, das jeder kannte, mit dem lockenumwallten und doch so gar nicht theatralisch zurechtgestutzten Haupte. Die Inschrift auf seinem Grabe kennzeichnet Thamissos Entwicklung und Stellung:
Lin Fremdlinz warst du unserm deutschen Norden,
In Sitt' und Sprache anderer Stämme Sohn.
Und wer ist heimischer als du'ihm worden.
Wie ihn kannte Berlin den Ostpreußen E. Th. A. Hossmann/) der in Berlin seine Erzählungskunst reifen und den Hauff mit dem Ewigen Juden zusammen in den Selten vor dem Brandenburger Tore sitzen ließ. Ein erster Aufenthalt Hoffmanns fl7ß8—1800) ging für ihn spurlos vorüber; 1807—H808 war er in der traurigsten Zeit seines Lebens wieder da, von hier aus siedelte er als Kapellmeister nach Bamberg über, wo dann sein menschlicher und künstlerischer Aufstieg begann; —1822 hat er dann in Berlin sein Leben beschlossen ... er kannte die Stadt ganz und gar, seine unvergleichliche Phantasie bevölkerte sie immer wieder von neuem; er sieht den „Deuwel" durch die Straßen gehen, sein „Ritter Gluck" spielt im Weberschen Aelt im Tiergarten, die Erzählung „Das öde Haus" hat als Örtlichkeit die Nummer 9 ünter den Linden, wobei an-' schauliche Schilderungen vom Leben und Treiben dieser Straße gegeben werden. Die Brautwahl weist durch Namensnennungen, Straßen, Geschäfte und ähnliche Dinge eine durchgehende starke Berliner Lokalisierung auf. Alles in allem hat ihm freilich Berlin für seine gesamte Produktion nicht viel Anregung gegeben; um der Stadt die interessanteste Seite abzugewinnen, „um sie sich gleichsam mundgerecht zu machen", geht er auf ihre Vergangenheit ein; in einem Aauberspiegel fängt er die Stadt auf, die aus ihm seltsam genug zurückstrahlt; das innere Auge eines einzig originellen Dichters schaut ein romantisches, ja dämonisches Berlin. Im Gegensätze zu Hoffmann war Achim von Arnims kein Grübler, kein „Heimlicher und Hintersinniger", sondern eine völlig unkomplizierte Natur; er schaute die Dinge der Welt klar und vorurteilsfrei mit dem originellen Ein- schlage einer ausgesprochenen, selbständigen Künstlernatur an. Das Dämonische und Problematische, das verzweifelte Suchen nach sich selbst fehlt ihm ganz; Einfachheit und innere Sammlung, wie sie auch bei den Grimms und Savigny zu finden ist, sind die Grundpfeiler seines Wesen; er war ein Deutsches und Preuße, ein Edelmann und Dichter; er wollte alles zusammenklingen lassen in die Einheit der Persönlichkeit. Seine Art war leise und vornehm: „Er konnte sich nicht vernehmlich machen gegen die Übermacht der altständischen Sieger in diesen Jahrzehnten der Reaktion." Er übte die Schrist- stellerei, von der er an Görres schrieb: „was sie angeht, so leidet sie an der Vielheit der Pläne, die sich auch abwechselnd durchkreuzen, und an den vielen Störungen durch Gest vgl V. pniower, Hosfmanns Berlinische Erzählungen, im Archiv der Brandenbnrgia, Bd. Z2, M07, S. S/25.
st vgl. IN. Hartmann, A. v. A. als Dramatiker, Breslauer Beiträge zur Literaturgeschichte, Nr. 24 , tdN, 132 S. — H. Becker, A. v. A. in den wissenschaftliche» und politischen Strömungen seiner Zeit. Abhandl. zur mittleren und neueren Gesch. Heft 37, M 12 , ns S.