Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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schäfte", nicht als eigentlichen Beruf aus. Er stand als Landwirt mitten im praktischen Leben; Geburt und Erziehung hatten ihn von vornherein auf diese Bestimmung hin­gewiesen. Bei allem, was er unternahm, faßte er die Interessen der ihn umgebenden Mitwelt ins Auge; allen seinen Schriften gab er darum ein gewisses aktuelles Moment und Gepräge. Dieser Trieb nach praktischer Betätigung führte ihn früh dazu, an der Tagesschriftstellerei teilzunehmen, wie er es schon in einem Iugendbriefe ausdrückt: Journalist zu werden, wobei er sich aber von Anfang an von jeder literarischen Tlique sernhielt. Vas Schlegel f 800 an Fouquo schrieb:Wir bedürfen einer durchaus nicht träumerischen, sondern besonders einer patriotischen Poesie," das griff Arnim fünf Jahre später in der Borrede zum ersten Bande des Munderhornes wieder auf, und dieser Ton klingt durch alle seine Werke; Bemerkungen über Staatsverfassung und Zeitgeschichte werden immer eingestreut, und von ihm aus führen die Fäden von der universalistisch ge­bildeten Frühromantik zur späteren politischen Dichtung. Tine allgemein zu machende Beobachtung findet gerade bei Arnim umfassende Bestätigung: der neu auftauchende, lebenerfüllte Staats- und Nationalgedanke ward durch das Erwachen des geschichtlichen Interesses beeinflußt und begründet, als eine Synthese von Gegenwart und Bergangen­beit empfunden.

Im dichterischen Schaffen Arnims nahmen brandenburgisch-preußische Stoffe einen .breiten Raum ein; hierher gehören die beiden Waldemardramen, des TrauerspielMark­graf Aarl Philipp von Brandenburg", das eine starke Abhängigkeit v-m AleistsPrinzen von Homburg" aufweist, sowie derStralauer Fischzug", von dem in anderem Zu­sammenhänge noch die Rede sein wird.

In Staub mit allen Feinden Brandenburgs!" So klingt die Dramatik Heinrichs von Aleists vollkrästig-altpreußisch aus; freilich hat dieses Genie aus den adeligen Arieger- geschlechtern der Mark nicht von Anbeginn an so für sein Vaterland empfunden; zum Aern seiner Lebensgeschichte, seines Werdens, Wesens und Endes gehört es vielmehr, daß und wie er erst im Anfänge des reiferen Mannesalters, ungefähr einhalb Dutzend Jahre vor dem Tode, ein bewußt national empfindender Mensch und dann der größte patriotische Dichter Preußens wurde. Meist verkörpert in seiner Entwicklung den Übergang aus den: ästhetischen Aosmopolitentum des ! 8. Jahrhunderts zum staatsbürgerlichen pslicht- bewußtsein und Nationalgewissen des sh. Jahrhunderts in geradezu vorbildlicher und typischer Weise. Er ging an dem Elend des Vaterlandes, an der eigenen vaterländischen Begeisterung letzten Ende zugrunde und hat wahrlich nicht zur Verzierung auf das Titelblatt der Hermannsschlacht die erschütternden Verse geschrieben:

Wehe, mein Vaterland, dir! Die Leier zum Ruhm dir zu schlage»,

Ist, getreu dir im Schoß, mir, deinem Dichter, verwehrt.

Ein briefliches Weltbekenntnis und Lebensprogramm aus dem Jahre l 7 HH redet noch nicht vom Vaterland, wohl aber nach damaligem Brauche vom Wesen des Glückes und der Tugend; das weltbürgerliche Lebensideal, die Vervollkommnung der Persönlichkeit ist noch sein Ziel.Der Tugend folgt Belohnung, dem Laster die Strafe": danach will Meist alsSchüler der Weisheit" und als Leutnant der Garde in Potsdam sein Leben einrichten; er gab den Dienst des Aönigs ohne jegliches Bedauern auf; geistiges Wirken