Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
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Huldigung, und Achim von Arnim sang derStudenten erstes Lebehoch bei der Ankunft in Berlin", da unterhalte,i sich die Ankommenden über die herrliche Stadt:

So still, so treu die Spree hier fließt,

So hell, so weit die Straße grüßt,

So still, so hell glänzt Wissenschaft,

Die aller Welt Verbindung schafft.

Auch fehlt der Hinweis nicht, daß inr Schlosse des alten Prinzen Heinrich, des Bruders Friedrichs des Großen, der neuen Hochschule das Heim bereitet war:

hier findet ihr der Wissenschaft Lin Heldenschloß geweiht,

Das deute euch den Mut, die Kraft, womit sie sich erneut.

Brentano fand bei gleichem Anlasse feierlichere Töne, die über das Weichbild Berlins und die Grenzen der Blark hinaus sich Deutschland zuwendeten, am Ende der von dem Goethe-Komponisten Johann Friedrich Reichardt aus Königsberg vertonten Kantate aber die Stimmen der Blusen, des Dichters und der Stadt zu einem Wechselchor der Bürger- vereinigten, der die vier Fakultäten der neuen Universität in farbig-lebendig malenden Bersen festlich begrüßte.

Bald rüsteten sich Lehrer und Studenten, die neue Stätte wieder zu verlassen: dies Geschlecht war nach den, Worte August Boeckhs mit Waffen so gut wie mit Gedanken gerüstet und zog in den Kampf, der zum ersten Blale um den Bestand und die Zukunft ganz Deutschlands ging, im Tornister das Nibelungenlied in der Bearbeitung Friedrich Heinrichs von der Hagen und von Johann Gottlieb Fichte durch die Reden an die deutsche Nation gehoben, geläutert, begeistert und schließlich von ihm in porsonu begleitet. Kleists gewaltige Haßrhvtbmen hallten nach; daheim fand Friedrich August von Stägemann Töne von Wucht, Zuversicht und edlem lokalem Patriotismus: wir ziehn gen dort, wie Wetter zieh»,

Denn düster weht ein Flor Noch um dein waffenhair, Berlin,

Um dein verwitwet Tor. wir ziehen heim, und Holmen bliihn Uns nnserm Schwert hervor,

Und siegestrunken grüßt Berlin Sei» frisch bekränztes Tor.

Die Kriegszeit hat in Berlin ebensowenig wie ja in Deutschland überhaupt einen tiefen Einschnitt im geistigen Leben bedeutet: nach den, Aufschwünge ward ja rasch und gründlich genug dafür gesorgt, daß die Flammen wieder säst- und kraftlos in sich zurück­sanken, daß die Freiheit im Innern nicht gefordert oder gar erkämpft werden durfte. f 82 f war Heinrich Heine als später Student nach Berlin gekommen; bei Lutter und Wegner verkehrte er mit einer Anzahl Literale,i, vor allem mit Lhrislian Dietrich Grabbe, in manchen jungjüdischen Kreisen, in verschiedenen literarischen Salons, bei Varnhagen und bei der Scott-Übersetzerin Elise von Hohenhausen. Heine ward in Berlin zuerst genannt und gelobt, hier erschienen seine ersten Gedichte in Buchform, darunter die Traumbilder und anderes aus dem Buch der Lieder. Die Stadt selbst hat er respektvoll geschildert, nicht nur die Lokale von Iosty und Iagor ... die Worte von demimposanten