Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
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städtischen Theaters wie Schmelka, Beckmann, Geuse zugeschnitten waren und echte Heiterkeit mit dem harmlosen Gemüte einer bescheidenen Naturtreue verbanden, galten mit ihrem an sich geringen Einschläge sranzösischen Geschmackes, mit der Tilgung alles offen­kundig Lasziven als anständig und hatten die fremden Borbilder oft stark umgestaltet und den örtlichen Verhältnissen und Bedürfnissen Berlins angepaßt; an Bühnenkenntnis, die Angely in längerer praktischer Tätigkeit sich an manchen Theatern in den deutschen Vstsee- provinzen erworben hatte, sowie durch die inneren Eigenschaften seiner Produktion steht mit ihm Karl Ludwig Blum s(686(8^) aus gleicher Stufe, der, kein hervorragendes Talent, Kotzebueschen Prinzipien nach Form und Inhalt folgte, ohne sein Vorbild zu erreichen. Er teilt mit Angely das Verdienst, dem Vaudeville in Deutschland Verbreitung verschafft zu haben; die von Voß und Angely eingeleitete Bewegung lief auf der einen Seite in die Berliner Posse aus, wie sie Kalisch und andere zu einem klassischen Typus sortbildeten. Auf der anderen Seite bekam im Schaffen AdolfGlaßbrenners s>8lO >876)st diese Kunstform der kleinen Lustspiele, Possen und dialogisierten Skizzen eine Umbiegung und Ausprägung nach satirisch-politischen Tendenzen hin. Glaßbrenner bleibt für die dreißiger und vierziger Jahre des sst. Jahrhunderts eine interessante Persönlichkeit; als Seitenschößling des jungen Deutschlands hat er auch in den hier zu behandelnden Zu­sammenhängen seine besondere Bedeutung. Seine Schriftstellertätigkeit stand unter be­trächtlichem Einflüsse Saphirs; wichtig sind daneben Anregungen, die er durch das Wiener Volksstück, .durch Tieck und E. Th. A. Hoffman» empfangen hat; namentlich die Wirkung Tiecks läßt sich bis in manche Einzelheit hinein verfolgen: Glaßbrenners Weihnachtsmarkt ist sicherlich durch die schöne Eingangsschilderung in Tiecks sonst recht flauer NovelleDer Weihnachtsabend" veranlaßt worden. Daneben ist er durchaus berlinisch-bodenständig, mit den Bewohnern und den untersten Klassen seiner Vaterstadt durch Geburt, Erziehung und Neigung aufs engste verbunden; hinzu kam sein Glaube, daß Berlin die große A ttssion zu erfüllen habe, Deutschland die ersehnte Einheit zu bringen, wenn diese Erkenntnis von Berlins Bedeutung auch kein neuer Gedanke Glaßbrenners war; denn diese Stadt warder Herrschgedanke, welcher seit Friedrich dem Großen den Nachbarländern zum unklaren Bewußtsein gekommen ist".st Andere fanden an ihr immer etwas zu mäkeln, wie Glaßbrenner das mit der bübschen Pointe ausgedrückt hat:Eine kurze Aeit halten sie sich in der Stadt auf, eine lange über sie." Berlin stand damals am

List und Phlegma, Posse noch Patrat. (Herr v. Ruhleben, reicher Gutsbesitzer.)

Der Mann von vier Frauen. (Nach dem Französischen.)

Lieben Mädchen in Uniform. (Nach dem Französischen.)

Die beiden Life, süchtigen, nach Dusrcsny.

Der neue Narziß, nach Scribe. Fest d. H. (selbständige Arbeit).

Der Stellvertreter, nach Scribe und Tarmouche.

Der Unglücksgefährte, »ach Theaulon.

Die doppelt verheirateten, nach Scribe.

Die Schneider,»amsells, nach Scribe.

Der Dachdecker. Komisches Gemälde in fünf Rahmen.

st Vgl. Rob. Rodenhauser, Adolf Glaßbrenner; ein Beitrag zur Geschichte des Jungen Deutschlands und der Berliner Lokaldichtung, (g( 2 , (56 S.

st H. Laube, Reisenovellen, 7. Teil, (8^7, 2 . Aust., S. ( 22 .