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Phasen der Namen übergehe ich hier — der Studiosus Biermörder, der aus Mecklenburg stammende Rentier hinrich hamei. Diese Linie setzt sich fort in der Konfektioneuse Paul ine Erbswurst vom Hausvogteiplatz, in Stettenheims Wippchen aus Bernau und reicht bis zum Nunne, Lattenfritze und Rentier Mudicke der Berliner Presse von heute . . . nur sind dies freilich reichlich schwächlich-schmächtige Nachkommen der Ahnen, mit denen einst Berlin und die Lande ringsumher von Woche zu Woche lachten und in den Zeiten politischer Bedrückung oder Indifferenz auch wohl gelegentlich nach Kräften fluchten. Dohms wirken gehört ganz dem Kladderadatsch ; Kalisch ward schon vorher volkstümlich durch die Begründung einer handfesten, anständigen, witzigen, bürgerlichen Berliner Posse; das Bürgertum sah sich da abgebildet in „Berlin bei Nacht" oder in „Hermann und Dorothee" oder in „Guten Morgen Herr Fischer", es lachte und weinte mit den vom Bauplatz, von der Straße, aus der Werkstatt oder aus dem Kontore herbeigeholten Lypen, es sah seine Empfindungen, seine kleinen Schmerzen und großen Freuden mit Mitteln dargestellt, die ihm verständlich waren und die in der Eoupletform mit dem charakteristischen zur Wiederholung bestimmter, Endreime einen leicht faßlichen Ausdruck fanden. Rudolf Löwenstein war ein Dichter zarter Kinderlieber und schuf die wichtigste Berliner literarische Vereinigung „den Tunnel über die Spree". Die ursprüngliche Schöpfung M. G. Saphirs aus dem Zähre 1827 hatte sich schon in den vierziger Zähren zu einem regelrechten Dichtervereine herausgebildet, dem auch künstlerisch gestimmte und gesinnte Männer aus anderen Kreisen und Berufen angehörten. Einer, der mit in diese Runde hineingehört hätte, scheint keine Beziehung zu ihr gehabt zu haben: August Kopisch (NW — 185,3)/) der am Golfe von Neapel einst so gut bekannt mar wie in Potsdam, wo er seit f8N in verschiedenen königlichen Schlössern lebte, deren Geschichte er schrieb. Die Hauptschaffenszeit des Dichters Kopisch fällt in eine Periode, wo man sich „in sehr eingehender weise mit den Realitäten der Dinge" beschäftigte, in die Zeit der Revolution und der Parteikämpfe, so daß inmitten der politischen Poesie der vierziger Zahre Kopisch eine Seltenheit ist. Seine ausgedehnte Ztalienreise, die ihm zu Neapel im November 1 823 in Berührung mit dem preußischen Kronprinzen brachte, hatte ihm den Zusammenhang mit der antiker, Poesie vermittelt, wozu später die volkstümliche Gegenwartsdichtung trat; daß er in den römischen Künstlerkreisen die Bekanntschaft mit dem Nibelungenliede und anderer, Sagenstoffen deutscher Vorzeit gemacht hatte, hat seine Dichtung zum mindesten nicht wesentlich beeinflußt. Zn seiner, politischen Gedichten steht Kopisch kritiklos auf seiten der Regierung: ein tiefgewurzeltes monarchisches Gefühl eint sich bei ihm mit dem Abscheu geger, die unvornehme Gesinnung der demokratischen A lasse; als die Zeiten friedlicher wurden, hörte auch seine politische Dichtung auf, die sich dann mannigfacher, kleinen Ereignissen immer mehr anschloß. Zn den vaterländischen Balladen, in der Behandlung preußischer Stoffe steht Kopisch mit Fontane auf einer Stufe; er hat jene Linie märkischer Lyrik weitergesührt, die mit Thamisso schon einmal einen Höhepunkt erreicht hatte. Er hat eine echt preußische Knappheit in, wortbild, im Satzbau und in der Reimfügung, worin ihm der früh aus Berlin und nur allzubald aus dem Leben geschiedene Graf Strachwitz <1822—87) nicht unähnlich ist.
st vgl. p. Bornefeld, Aug. Kopisch; viss. Münster
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