Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1916) Die Kultur / von Robert Mielke ...
Entstehung
Seite
350
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au Größe des Entwurfs und liebevoller Durchdringung der Einzelheiten erfordert yätte, nicht gelöst?) Noch ehe'diese Bücher erschienen waren, hatte das ältere Berlin in heyses Rindern der Welt ft, 872 ) eine Darstellung von erstaunlicher Sicherheit der Schilderung und Schärfe der Beobachtung gesunden. Friedrich Dernburgs Berliner Geschichten prägten dann eitlen Typus der Schriststellerwelt in der neuen Reichshauptstadt: der Journalist Schliephake ist ein Hans in allen Gassen, der die Schnoddrigkeit seines Wesens ständig zu mildern sucht durch angelernte Kmgangsformen! In diesen Kreis der Schassenden gehört auch Wilhelm Raabe, der zu den Schauplätzen des Hungerpastors, zu der Gegend um die Berliner Warten- und Nikolaikirche, zum Krögel zurückkehrte und in der Billa Schönow ) 1884 ) etliche echte Berliner Gestalten schuf, den königlichen hos-' schieferdeckermeister und Kriegsveteranen Wilhelm Schönow und Julia Kiebitz,Berlins gelehrteste Tochter",die Tochter des weiland verstaubtesten Hegelianers der Friedrich? Wilhelms-Universität". In scharf ausgeprägter dialektischer Färbung wird hier derb zupackende berlinische Lebensanschauung vorgetragen; daneben hat Raabe Blick und Ver­ständnis für die Wischung deutscher Stämme und sprachlichen Unterschiede, die sich in Berlin zusammensinden. In den Akten des Bogelsangs gibt dann die Dorotheenstraße Berlins, in der heyses Rind der Welt Balder gestorben war, auch Raabe den äußeren Rahmen für Geschehnisse, die hart ans Tragische streifen und die französische Kolonie liefert auch diesem Darsteller Berlins, dem ein Aufenthalt daselbst wie so manchem anderen nur eine Episode seines Lebens war, etliche fein beobachtete und geschilderte Gestalten. 1878 hat dann der gebürtige Kurhesse Julius Rodenberg in dem RomaneDie Grandidiers" mit glücklichem Griffe diese für Berlin so wichtige und bezeichnende französische Kolonie in den Wittelpunkt gestellt und ein überraschend echtes Bild dieser Wenschen gegeben, welche denZusammenhang mit der Vergangenheit ebenso dankbar pflegen wie der Dienst an der Gegenwart". Robert j)rutz hatte einst Rodenberg und Roquette als dieeigentlichen Dioskuren unserer neuen Wenschen" nebeneinander gestellt; Julius Lewy aus Rodenberg in Kurhessen war in der Tat keine Einzelnatur, er war für das Zusammenwirken mit Befreundeten angelegt ; er gehörte mit anderen zusammen, die ihm Wege gebahnt haben und denen er, in einer späteren Generation, zur Wirkung in die Weite verhalf. Ferdinand Freiligrath begrüßte 1.856 Rodenbergsjungen frischen Liedermund" und fühlte bei ihm die heimatliebe und die Heimatfreude heraus. Beides machte ihn, wie später Fontane, zum eifrigen, glücklichen Reiseschilderer, nicht bloß in seinen Erinnerungen an Dingelstedt zu einem liebevollen Erzähler aus dem Geburtslands, sondern auch zu einem der besten und freundlichsten Schilderer der neuen Wahl-Heimat. Seit Rodenberg sich s86Z in Berlin niedergelassen, war er von dem ehrlichen Wunsche beseelt, sich wirklich einzuwohnen ein seltener Fall unter den zugezogenen" Schriftstellern. Als Kulturpolitiker suchte er in den schon genannten Grandidiers die Vorzüge des alten und des damals neuen Berlin freundlich abzüwägen; als Kulturpolitiker in dem Goetheschen Sinne einer auf klassischer Grundlage national fort­schreitenden Entwicklung, als eine durchaus aus Zusammenwirken und gegenseitiges Ver-

') tNauthners Romanreihe Berlin setzt sich zusammen aus den in sich abgeschlossenen Büchern: ÜZuartett, Der Villenhof, Die Fanfare. Lnbliner hat nur einen Band des beabsichtigten Zyklusses veröffentlicht: Die Gläubiger des Glückes.