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Kammerherrn geboren, der ältere, Wilhelm, zu Potsdam (1767), der jüngere, Alexander, zu Berlin (1769), und unter der Leitung einer geistvollen Mutter genossen beide die vorzüglichste Erziehung auf dem still und schön gelegenen Schloß Tegel bei Berlin?) Beide begannen sodann juristische Studien auf der märkischen Hochschule zu Frankfurt a. d. G.; bald darauf aber trennten sich ihre Wege, wie ihre Studien ganz verschiedene Wege einschlugen. Früher als der Bruder machte sich Alexander, der sich in Göttingen dem Naturstudium zuwandte, einen Namen in der wissenschaftlichen Welt, und er hat bis zum heutigen Tage den Ruhm behalten, einer der vielseitigsten Naturforscher aller Zeiten gewesen zu sein. Geologie und Geognosie, Botanik und Zoologie, Physiologie, Völkerkunde und Statistik, Geographie und Astronomie, alle haben durch die Beobachtungen Humboldts und seiner Freunde außerordentliche Förderung erfahren. Trotz der gewaltigen Fortschritte der Naturwissenschaften in den hundert Jahren nach Humboldts Hervortreten (17H0) sind seine Werke in vielen Stücken noch nicht überholt, und die Berichte über seine großen und kühnen Reisen in den verschiedensten unerforschten Gegenden vermittelten ganz neue Kenntnisse über große Teile der Erde. Zn Riesenwerken wurden die Resultate dieser Reisen niedergelegt, unter ihnen vor allem das berühmte „VoyaKo uux r^Aioug synluoxlalos cku Nouveau Ooutiueut" (s8H — 1822). Dem weiteren Publikum wurde er vor allem bekannt durch seinen, auch durch die Schönheit der Sprache ausgezeichneten „Kosmos", eine allgemeine Weltbeschreibung für alle Gebildeten. Sein Wohnsitz wurde erst seit 1826 dauemd Berlin; aber längst vorher hatte er gewichtigen Einfluß in der dortigen Akademie und im wissenschaftlichen Leben überhaupt. Zm hohen Alter ist er erst 1859 zu Berlin gestorben.
Ganz andere Gebiete hatte sich der Bruder, Wilhelm, gewählt, hat aber auf diesen in ähnlicher weise Hervorragendes geleistet. Seine Neigung ging mehr auf die Geisteswissenschaften. Nach mannigfachen größeren Reisen wurde er — ohne ein Amt zu bekleiden — seit 17ftH Mitglied eines ästhetisch einflußreichen Kreises in Zena, und seine Einwirkung auf Schiller, von dem der Briefwechsel beider Männer noch Zeugnis gibt, hat ihm in der deutschen schönen Literatur keine geringe Stelle verliehen. Schon früher mehrfach auch diplomatisch verwendet, nahm Wilhelm von Humboldt 1801 eine Stelle als preußischer Gesandter in Rom an, wo er Gelegenheit hatte, seine Liebe für das klassische Altertum in Kunststädten an der Quelle zu vertiefen. Zm Zahre 1808 wurde er in das preußische Ministerium nach Berlin gerufen. An der Spitze der Unterrichtsverwaltung in den Zähren der tiefsten Erniedrigung des Vaterlandes stehend, hat Wilhelm von Humboldt seinen Namen aufs engste niit der geistigen Wiedergeburt Preußens verknüpft, obgleich er kaum mehr als zwei Zahre in jener Stellung verblieb. Er hat dann wieder mehrere hohe diplomatische Ämter bekleidet, war an den Kongressen zu Prag, Paris, Wien und Aachen (1812—1818) hervorragend beteiligt, wobei er überall eine freiere, volksfreundlichere, liberalere Politik dem beginnenden Ansturm der Reaktion entgegenzusetzen suchte. Als er 1819 abermals in das preußische Staatsministerium unter Hardenberg kam, veranlaßte die Gegnerschaft gegen den Kanzler Humboldt nach kurzer Zeit wiederum zum Rücktritt. Von da an hat er auf Schloß Tegel ein ruhiges, beschau-
An der Erziehung der Brüder waren wesentlich der berühmte Philanthropist Lampe und der spätere preußische Staatsmann Joh. Christ. Anuth beteiligt.