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liches Leben geführt, das er durch sprachwissenschaftliche, ästhetische und politische Untersuchungen ausfüllte, so daß ihm seine zahlreichen Werke unter den ersten Größen der geistigen Welt einen Platz gesichert haben. 1835 ist er gestorben.
Für die Organisierung der Wissenschaft und der Volksbildung im heimatlichen Staate ist unstreitig der ältere der beiden Brüder von größerer und nachhaltigerer Wirkung geworden. Zur rechten Zeit, in dem „bedeutungsvollen Jahre 1,808" kam Wilhelm von Humboldt aus Italien nach Berlin in die Regierung. Die kurze Zeit seiner Amtsführung gab der Akademie eine zeitgemäße Form, vollendete die Gründung der Berliner Universität und gab dem Schulwesen eine für weite Zukunft maßgebende Gestaltung. Er hat in großartiger Weise das gesamte Bildungswesen als ein Ganzes erfaßt. Für die wissenschaftlichen Anstalten hat er durch eine wertvolle Denkschrift noch bei seinem Austritt aus dem Amte Unvergängliches geleistet. Der Geschichtschreiber der Akademie sagt darüber: „Diese Denkschrift enthält das Tiefste, was über dieses Thema gesagt werden kann. Sie ist epochemachend, weil sie aus der Bachs selbst und aus den besonderen deutschen (d. h. hier brandenburgisch-preußischen) Verhältnissen folgert, daß die eigentlichen Stätten der fortschreitenden Wissenschaft die Universitäten sein müssen." Deshalb müsse auch die Akademie mit einer Universität in Verbindung gesetzt werden, so daß z. B. sämtliche Akademiker das Vorlesungsrecht für die Universität erhalten sollten. Dadurch erhielt also zugleich die neue Universität ein hohes, ideales Ziel. Alle Veranstaltungen zur pflege höherer Bildung wollte aber Humboldt unter die Aufsicht des Staates gestellt wissen.
Nach Humboldts Idee — doch unter Mitarbeit anderer — ist, vor allem unter Niebuhrs Leitung, die Akademie reformiert worden. Dieser, obwohl Däne von Geburt, doch von durchaus deutscher Bildung, war als Nachfolger von Johannes von Müller brandenburgischer Hofhistoriograph geworden. Im preußischen Staatsdienst seit f806 war er hoher Finanzbeamter, danach widmete er sich wesentlich der Geschichtsforschung, obwohl er später noch wichtige diplomatische Aufgaben erhielt. Seins römische Geschichte (seit l8fl erschienen) begründete die strenge historische Kritik, ein bedeutsames Patengeschenk an der Wiege der Berliner Hochschule. Die wissenschaftlichen Hilfsinstitute, wie Königliche Bibliothek, Botanischer Garten, astronomisches Observatorium, chemisches Laboratorium wurden jetzt von der Akademie — obwohl ihr zugänglich — getrennt und dem Lehrinstitut näher gerückt.
Gin Jahr vor der großen Wiedergeburt des preußischen Staates war inmitten der brandenburgischen Hauptstadt somit die größte wissenschaftliche Korporation in neue Lahnen gelenkt. Sie war auch vaterländischer geworden. Die französische Sprache war seit f807 beseitigt, die Deutschen behielten dauernd die Majorität unter den Mitgliedern, und man begann in ihr jetzt größere, gemeinsame und nationale Aufgaben ins Auge zu fassen, und der erniedrigte Staat fand sogar Mittel, das Institut finanziell etwas besser zu stellen. Die Akademie in Brandenburg-Preußen hatte jetzt „ihre wissenschaftliche und nationale Höhe erreicht"?) Ihre Grundlagen blieben die alten.
Die Gründung des wissenschaftlichen Lehrinstituts in einer im ganzen bis zur Gegenwart beibehaltenen Gestalt charakterisiert hingegen einen Wandel in den An-
tz Harnack a. a. V.