werfen beliebten. An Humanität, Rechtlichkeit, Noblesse, Freundlichkeit und Bürgersinn nahm es der jüdische Weise mit den Tugendhaftesten unter seinen Mitmenschen auf. Gewiß, trotz seiner Liebe zu deutscher Sprache und Bildung rechnete er sich einer anderen „Nation“, d. h. der jüdischen, zu. Das hinderte ihn nicht, den König zu bewundern und anläßlich der Siege bei Roßbach und Leuthen sowie beim Abschluß des Hubertusburger Friedens Festpredigten auszuarbeiten, die der Rabbiner bei den Dankgottesdiensten in der Synagoge vortrug.
In Anerkennung dieser beiden Predigten wie überhaupt „seiner großen Verdienste“ befreite ihn die Berliner Gemeinde für immer von allen Steuern (1763). Acht Jahre später beschloß der Vorstand, daß Mendelssohn „ausnahmsweise zu allen Gemeindeämtern, selbst mit Übergehung aller vorschriftsmäßigen Abstufungen und üblichen Beschränkungen wählbar und berechtigt sei, sie sofort anzutreten und zu verwalten“. Daraufhin wurde der „Morenu ha-Raw Mosche Dessau“ in den Vorstand berufen und nach drei Jahren wiedergewählt.
Im Sinne Moses Mendelssohns betonte die Aufklärung nunmehr das Einigende der religiösen Bekenntnisse. Als echter Apostel dieser Befreiung aus geistiger Knechtschaft sagt Moses: „Die wenigsten Punkte, die uns etwa noch trennen, können — der Glückseligkeit des menschlichen Geschlechtes unbeschadet — noch Jahrhunderte lang unerörtert bleiben. In welcher glückseligen Welt würden wir leben, wenn alle Menschen die heiligen Wahrheiten annähmen und in Ausübung brächten, die die besten Juden und die besten Christen gemein haben!“ Und doch: freundschaftlicher Verkehr zwischen Christen und Juden blieb eine Ausnahme — selbst der Generalsuperintendent Herder, die Vorurteilslosigkeit in Reinkultur, „schnitt“ Mendelssohn auf der Brunnenpromenade in Pyrmont — die jahrhundertelange