Druckschrift 
Geschichte der Juden in Berlin und in der Mark Brandenburg / von Eugen Wolbe
Entstehung
Seite
219
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Verrat an der besseren Sache erheben wird, er, ein echterer Anhänger Mendelssohns, als dieser hier!

Um die durch diese Schrift erlittene Demütigung auszu­wetzen, nahm Friedländer nunmehr stärker als je zuvor seinen Kampf für die Läuterung seines Väterglaubens wie für die kulturelle und soziale Hebung seiner Glaubens­genossen auf.

Friedländer war weder ein Gelehrter noch ein Refor­mator. Er war nur Jude. Glühende Liebe zu seiner Glau­bensgemeinschaft er spricht schon nicht mehr von Nation! beflügelte seine Tätigkeit, ob er im Tempel predigte, ob er imVerein für Kultur und Wissenschaft des Judentums mit Heine, G ans, Moser und Zunz jüdische Fragen besprach, ob er Flugschriften gegen die Feinde der Judenemanzipation hinausschleuderte, ob er dem Könige wegen seiner Förderung der Bekehrungssucht heim­leuchtete. Daß ihn die Wintersonne der so abgöttisch ver­ehrten Aufklärung blendete ohne auch nur um einen Grad zu wärmen ist dem Zeitalter zur Last zu legen, das ihn gebar. Seinen Glauben an eine Allerwelts- oder Mensch­heitsreligion spiegelt sein Ausspruch (um 1800) wider:In hundert Jahren gibt es in Berlin keinen einzigen Juden mehr! Demgemäß machte er sich keine Sorge um die Zu­kunft Israels, derjüdischen Kolonie, wie er sich vor­sichtig ausdrückte. Eine gefühlsmäßige, geschichtliche Bin­dung an den Väterglauben oder gar an das jüdische Volk kam ihm und seinen Mitstreitern auch dann nicht zum Be­wußtsein, als unter der Sonne der Romantik das Gefühl erwachte und in das Zentrum alles Schauens und Begreifens trat.

In dem Streben nach moderner Jugenderziehung begeg­nete sich Friedländer mit einem anderen Mitgliede des Men­delssohnkreises, Hartwig Wessely, einem Geschäfts­mann aus Hamburg. Er war talmudisch durchgebildet, ge-