erschien. Wie Steinschneider annimmt, bedeutet die Bezeichnung „orientalisch“ eine Umgehung des damals ge- scheueten Wortes „hebräisch“.
Die Veröffentlichungen dieser Verlagsanstalt sind kennzeichnend für das rege geistige Leben im Schoße der märkischen Gemeinden. Sie zeigen: Berlin wurde führend im Verlagswesen und Buchhandel auf dem Gebiete jüdischer Publizistik. Während in den Jahren 1747—1779 jüdische Bücher (z. B. ein Wörterbuch nach David Kimchi, ein Schachtraktat, ein Religionsbuch, Predigten und Preisgesänge auf Friedrich den Großen) nur vereinzelt in deutscher oder jüdisch-deutscher Sprache erschienen waren, verschwand mit dem Erscheinen eines „Lesebuchs für jüdische Kinder“ (Verlag von Voß, Berlin 1779)*) „der eigentliche Talmudismus von der Berliner Presse“. Vermöge der zunehmenden Zuführung deutscher Bildung — unter Mendelssohns Einfluß — griff der Jude gern nach Büchern in gutem Schriftdeutsch. Ein Jahrzehnt zuvor hatte der Herausgeber einer aus dem Hebräischen übertragenen Spruchsammlung noch die Bemerkung gemacht: „Die Juden verschmähen fast alle ins Deutsche übersetzten Bücher, weil sie nicht den Regeln der Sprache folgen“.
Im Verlage der „Orientalischen Buchdruckerei“ gab ein geschäftiger Vielschreiber, Satanow, eine Reihe von Gebetbüchern mit Anmerkungen heraus, David Friedländer Moses Mendelssohns nachgelassene Niederschrift „ha- Nefesch“, Isai Bär Bing eine hebräische Übersetzung von Mendelssohns „Phädon“, Baruch Lindau (genannt Levin) ein
*) Dies erste Lesebuch (von Moritz Stern in der Ratsbibliothek der Stadt Berlin aufgefunden) bot die lateinische Druck- und Schreibschrift, die jüdische Kursivschrift, die dreizehn Glaubensartikel des Maimonides, Fabeln und moralische Erzählungen aus dem Talmud, kleine deutsche Gedichte, Gebete und Geschichten; die meisten Darbietungen gingen freilich über die kindliche Fassungskraft hinaus.
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