mit Dritten gegenüber das Geheimnis ihrer Freundschaft gewahrt bliebe.
Judentum bedeutete ausschließlich Ethik. Bei den Juden war — wie Friedländer im „Sendschreiben“ rühmt — „die Tugend häufig, die Mildtätigkeit heimisch, die väterliche und die kindliche Liebe, die Heiligkeit der Ehe tief begründet, die Aufopferung zum Besten anderer zahlreich, dagegen grobe Verbrechen, Mord, Raub und Totschlag selten“.
Mit der Glaubenstreue ging gar bald auch die hier gerühmte jüdische Tugend in die Brüche. Zuerst bei Moses Mendelssohns Tochter Dorothea, verehelichte Veit. Wie die Tochter des königlichen Glaubenshelden Gustav Adolf zur katholischen Kirche übertrat, so wechselte auch die Tochter des Vorkämpfers für das Judentum, Mendelssohn, ihren väterlichen Glauben, indem sie erst den evangelischen, dann — in Rom — den katholischen annahm. Noch mehr: sie verließ ihren Gatten und ihre beiden Söhne und ging mit dem haltlosen Wirrkopf Friedrich Schlegel eine freie Ehe ein! Schlegel war ein begabter Schriftsteller, aber alles andere eher denn ein Brotverdiener. Er lebte mit Dorothea von den Unterstützungen seitens ihres früheren Gatten. Nie wieder ist diese Mendelssohntochter glücklich geworden. In einem Briefe aus Rom (d. d. 28. August 1819) bekennt sie ihrem ersten Gatten: „Ich weiß nur zu wohl, daß meine Starrköpfigkeit, mein Eigensinn, meine Heftigkeit, Leidenschaftlichkeit, meine unseelige Unruh, Unzufriedenheit und Phantasterey, ein gewisses sträfliches Treiben nach etwas Fremdem, Unbekanntem mich herumtrieb, und ich allein bin Schuld an unserer Trennung.“
Unabsichtlich war die Vermittlerin derartiger Liebesbeziehungen Henriette Herz, in deren Salon sich mit der Zeit nicht mehr die ernstgerichteten Wahrheitssucher aus der Schule Mendelssohns, sondern geistreichelnde, lebens- und erlebnishungrige Männer und Frauen einfanden. Sie