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reine Seele auf den Schwingen des Gebets zu ihrem Urquell emporhob, hatte sie alles Irdische derart abgestreift, daß er nicht mehr Herr des Körpers und seiner Bewegungen blieb.
Diese Zurückgezogenheit vom Leben, dieses unablässige Studium und vor allem die von dem Alltagsbrauch so sehr abweichende Art des Gebets waren seinem Schwiegervater zuwider. Er glaubte in ihm einen Schwiegersohn gefunden zu haben, der seinem Hause einen Hellen Glanz verleihen und alle Welt anziehen werde. Statt dessen mied dieser die Welt und lebte so eingezogen für sich, um unbehelligt an der eigenen Vollendung zu arbeiten, daß der Schwiegervater sich in seinen Erwartungen vollkommen getäuscht sah. Es kam zu unliebsamen Auseinandersetzungen, die durch ihre Erfolglosigkeit den Schwiegervater noch mehr erbitterten. Erstellte ihn zunächst wegen seiner Art und Weise des Gebets zur Rede, die er geradezu für wahnwitzige Ekstase erklärte. Es gäbe doch noch fromme Männer außer ihm, aber diese schwärmerische Verzückung sei eine Neuerung, durch die er sich von jeder Ueberlieferung lossage.
Der Schwiegersohn trat diesen Ausstellungen entgegen und suchte mit schonender Ehrerbietung die Grundlosigkeit aller dieser Unterstellungen seinem Schwiegervater nahe zu legen.
„Du nimmst an meiner Erregung und Bewegung beim Gebete Anstoß. Aber würdest Du es beanstanden, wenn jemand, der ins Wasser gefallen ist, nun mit allen Gliedern ringt und