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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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bei welchen freie Diskussion waltete, den Scharf­sinn dieses Jünglings, seine ungewöhnliche Be­lesenheit in allen Gebieten der talmudischen Lit- teratur, seinen unermüdlichen Fleiß und die Tugenden seines edlen Herzens kennen lernten, hatte er sich die Zuneigung aller in einer Weise erworben, daß sie zu einer Freundschaft erblühte, die ihn für das ganze Leben aufs innigste mit ihnen verband.

Vor allem aber zeichnete ihn sein Lehrer da­durch aus, daß er ihn an denjenigen Unterrichts­stunden teilnehmen ließ, die er seinem Sohne bis dahin allein erteilt hatte. Dieser Sohn, Rabbi Awrohom, ebenfalls ein bereits gereifter Mann, wurde von seiner Umgebung, wegen seiner sittlichen Größe und wegen des hohen Adels seiner Gefinnungs- und Handlungsweise der Maloch (Engel) und Kodausch (der Heilige) ge­nannt. Trotz seiner Jugend war Rabbi Salman dem Sohne des Maggid an Kenntnis des Talmud weit überlegen. Dagegen überragte dieser den Jüngling durch seine innige Vertrautheit mit der Wissenschaft der Kabbala, infolge der Einführung in diese Wissenschaft durch den täglichen Unter­richt des Vaters. Diese Verschiedenheit führte beide noch näher zusammen. Sie kamen überein, daß Rabbi Awrohom den Jüngling täglich drei Stunden in der Kabbala unterrichtete, während dieser mit seinem älteren Genossen täglich drei Stunden das Studium des Talmud betrieb. Rabbi Senior Salman bediente sich dabet der List, daß er, während sein Genosse in seinen