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Vortrag vertieft war, heimlich die Uhr um einige Stunden zurückstellte. „Niemals", sagte er noch in späteren Jahren, „hat mir ein Studium so gut gemundet als dieses. Es war die Süßigkeit, die „gestohlenen Wassern" eigen ist."
Pfeilschnell flogen die Tage bei diesem anregenden Studium dahin, so daß er selbst überrascht war, als die anderthalb Jahre sich dem Ende zuneigten, mit deren Ablauf er zu seiner Frau zurückzukehren versprochen hatte/ ein Versprechen, das er gewissenhaft erfüllte.
Aber es duldete ihn nicht lange im schwiegerelterlichen Hause. Er verließ es nach kurzem Aufenthalt und suchte wieder seinen Lehrer aus, ohne daß die Erwählte seines Herzens ihre Zustimmung dieses Mal an eine gewisse Zeit geknüpft hatte.
Bei seinem Lehrer wartete seiner eine neue große Aufgabe, deren geniale Ausführung den Namen des Jüngers in alle Kreise der jüdischen Gelehrtenwelt trug. Der Maggid hatte die Notwendigkeit einer neuen Bearbeitung des Schul- chan Aruch erkannt und suchte in seinem großen Schülerkreis nach einer geeigneten Kraft, die er mit dieser Arbeit betrauen könne. In den Jahrhunderten, die seit der Abfassung des Schulchan Aruch verstrichen waren, hatte sich der Stoff derart gehäuft, daß selbst ein Gelehrter von Fach ihn nur schwer beherrschen konnte. Die größten Gelehrten hatten seit dem Erscheinen des Schulchan Aruch vereinzelte Glossen und ganze Kompendien verfaßt, die zu seinen Entscheidungen