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nem Studium. Die Gemeinde Wilna hatte ihm «in bestimmtes Gehalt ausgesetzt, das ihm der Gemeindedtener allwöchentlich zu überbringen hatte. Dieser aber unterschlug das Geld viele Jahre, weil er auf den hochsinnigen Edelmut des Gaon spekulierte, von dem er wußte, daß er sich nie deshalb beschweren und so diese Unredlichkeit nie verraten werde. Erst nach dem Tode des Gaon bekannte der treulose Beamte auf dem Sterbebette diese Unterschlagung.
Der eine Zug zeigt diesen Charakter in seiner ganzen unerreichien Größe. Daß dieser Größe sich aber Hoch und Nieder, Genossen und Gegner in der Nähe und Ferne in einer Weise willig unterordneten, wie es kein Fürst von seinem Volke erwarten darf, das zeigt doch auch, wie groß die Zeit gewesen sein muß, die solche Führung als etwas ganz Selbstverständliches anerkannte und ihr Folge leistete. Ein armer Mann, ohne Mittel, ohne Titel, ohne Amt, beherrscht mit seinem reichen Wissen und edlen Charakter die sämtlichen Glieder seines zerstreuten Volkes, wohin nur die Kunde von seiner Persönlichkeit gelangt war. Und sie war überallhin gedrungen, zunächst aber im Lande seiner Wirksamkeit, in ganz Rußland und Polen. Wie hoch muß die Ehre der Thora, die Hochachtung der ihr erblühenden Tugenden bet allen Schichten der Bevölkerung gestanden haben, wenn sie sich der Majestät dieses Geistesfürsten beugte, der so arm an Macht wie reich an Kraft war!
Und dieser Mann, der nie in die Oeffentlich-
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