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nicht durch bloße Theorien beeinflussen ließ, der sich lediglich dem Gesetz der Thora beugte. Nicht aus dem Sohar, nicht aus den anderen kabbalistischen Schriften, sondern aus dem Talmud und den Poskim (Decisoren) mußte er ausschließlich die Waffen für diesen Kampf nehmen. Deshalb wagte er den verantwortungsvollen Gang nicht allein- Rabbi Senior Salman mußte ihn begleiten. Dieser war damals dreißig Jahre alt und hatte um diese Zeit den Talmud zum sechzehntenmale wiederholt.
Im Vertrauen auf die gute Sache, der sie mit Einsatz ihrer ganzen Persönlichkeit dienen wollten, machten sich die beiden Friedensboten auf den Weg nach Wilna. Aber sie hatten die Rechnung ohne den Gaon gemacht. Die angesehensten Würdenträger der Gemeinde standen mit ihren Sympathien auf Seiten der beiden Sendboten und boten alles auf, um eine Aussprache mit dem Gaon zu veranlassen. Aber dieser lehnte jeden Verkehr mit den Chassidim ab. Für ihn waren sie Abtrünnige, Sabbatianer, die man nach dem Wortlaut des Gesetzes nicht einmal des Blickes würdigen, mit denen man noch viel weniger in eine Diskussion treten darf. Er verschloß ihnen zweimal die Türe, so daß sie ihn nicht einmal zu sehen und noch weniger zu sprechen bekamen. Als dann die Angesehensten der Wilnaer Gemeinde in den Gaon drangen, um des Friedens willen die beiden Männer wenigstens zu empfangen, verließ er Wilna und kehrte erst wieder zurück, nachdem die Frie-