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die Andacht des Rabbiners gestört habe, er be- daure es um so mehr, als es ein sehr unliebsamer Anlaß sei, der ihn zu dieser Störung nötige. Er habe hier einen kaiserlichen Haftbefehl, direkt aus dem Zivilkabinett des Kaisers, der seine sofortige Verhaftung anordne und befiehlt, ihn gefesselt nach St. Petersburg zu bringen.
„Mich gefesselt nach St. Petersburg zu bringen — und was soll ich verbrochen haben, wenn ich fragen darf?"
„Das weiß ich nichts ich habe nur den gemessenen Befehl auszuführen, der dem Gouverneur von Witebsk zugegangen ist. Jedenfalls dürfte es sich um ein politisches Verbrechen handeln, da man nur solche mit Umgehung der gou- vernementalen Gerichtsbehörden in St. Petersburg selber aburteilt."
„Ich ein politischer Verbrecher? Ich habe mich nie mit Politik befaßt, ich war allezeit ein treuer Untertan meines Kaisers und werde es zeitlebens sein, dazu bin ich ja durch meine Religion verpflichtet, deren Gesetze zu erfüllen und sie andern zu lehren mein einziger Lebensberuf ist."
„Vielleicht liegt ein Irrtum vor, der sich bei der Untersuchung jedenfalls Herausstellen wird. Aber wie dem auch sei- ich habe meine Ordre und die muß ich ausführen und zwar ohne jeden Verzug. Soll ich euch die Fesseln hier anlegen oder zieht ihr vor, daß es erst im Wagen ge-