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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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ihm aber auch die Weisung, ohne daß der Be­amte es merkte:

Schickt drei zuverlässige Männer fort, einen nach Wilna, damit wir von den Schritten un­serer dortigen Gegner jederzeit unterrichtet sind, einen nach St. Petersburg und einen dritten nach Verkitschen» zu Rabbi Jzchak Halevi, da­mit er in seinem Gebet meiner gedenke."

Mehr konnte er nicht sagen, ohne das Miß­trauen des Beamten zu erregen. Aber er wußte, daß bei der großen geistigen Begabung seines Schwagers und der Freunde, die er zurück ließ, das Gesagte vollkommen genügte.

Man kann sich den ergreifenden Abschied von Frau und Kindern denken. Es war ein Abschied auf Nimmerwiedersehn. Wie ernst Rabbi Senior Salman die Lage auffaßte, zeigt die eine Tatsache, daß er seine Sterbekleider mttnahm.

Wenige Minuten später jagte der Wagen in sausendem Galopp davon, zunächst nach Witcbsk, von wo ein anderer Beamter den Rabbi nach St. Petersburg überführte. Auch diesem im­ponierte die ganze Persönlichkeit des Raw in hohem Grade. In ihren Gesprächen suchte der Beamte den Raw über das ihm bevorstehende Schicksal zu beruhigen, obwohl auch er nicht wußte wessen sein Gefangener eigentlich angeklagt war. Als er ihm die Tagereisen aufzählte, die bis zur Erreichung von Petersburg noch zurückzu­legen waren, stellte der Raw die Bitte an ihn, am Schabbos die Reise zu unterbrechen, da es