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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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demütigem Sinne und Unterordnung aller per­sönlicher Interessen Gottes Züchtigung in Liebe hinzunehmen.

Es sind herrliche Worte und goldene Winke, mit welchen er sich noch weiterhin gegen diesen Mißbrauch wendet, aber das hier Mttgeteilte dürfte genügen, um über allen Zweifel klar zu stellen, wie ihm dieser Wunderglaube zuwider war und wie er durch seine Persönlichkeit ihm sicher keinen Vorschub leistete.

Das schließt jedoch nicht aus, daß sein Heller Geist, sein gründliches, vielseitiges Wissen, seine seltene Menschenkenntnis ihn zum berufenen Rat­geber für die schwierigsten Lebenslagen machte und daß seine Menschenliebe diesen Rat nie­mandem versagte, der ihn darum ansprach. Ebenso erklärlich ist es, wenn bet schweren Schicksalsschlägen die davon Betroffeneren dem Gebet eines Mannes vertrauten, der mit jedem Atemzuge im Dienste Gottes stand, daß dann sein mit den Leiden anderer so tief mitleidendes Herz sich im Gebete vor Gott ergoß und gewiß auch vielfach die ersehnte Erhörung fand. Diese und andere Umstände, verbunden mit dem Mar­tyrium einer zweimaligen Kerkerhaft haben den Raw mit einem Glorienschein umgeben, gegen den sich seine schlichte, bescheidene Selbstlosigkeit erfolglos auflehnte. Er hat ihn durch diese An­spruchslosigkeit sicher noch gesteigert, da die Ehre ja demjenigen folgt, der sie flieht.

Diese schlichte, anspruchslose Einfachheit und Sparsamkeit machte sich auch in der ganzen