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die Thora nur gegeben, um die Menschen zu verbinden und zu verbrüdern und daß jeder mit der Anstellung eines Dieners sich einen Herrn ins Haus genommen hat- daß-"
Da trat der Diener mit einem großen Folianten ein und verließ das Zimmer.
„Reb Schmelke, so heißt der Meschores", (Diener), bemerkte Liefler, „hat beim Eintreten gemerkt, daß Ihr einen angefangenen Satz feinet' wegen unterbrochen habt, daraus schließt er, daß seine Gegenwart störend ist, deshalb hat er uns verlassen."
„Das ist ein feiner Zug", entgegnete Meisels - „auf Euren Reb Schmelke werde ich noch zurückkommen, aber dazu muß ich Euch doch vorher meine wunderbaren Lebensschicksale erzählen."
„Ihr wisset", begann Meisels, nachdem er sich mit seinem Wirt in das Rauchzimmer begeben hatte, „daß ich als Neemon (Syndikus) der Gemeinde Wilna eine geachtete Stellung hatte, daß ich durch meine Kenntnis der russischen, französischen, englischen und deutschen Sprache mit hochgestellten Herren aller Länder in Verbindung stand und durch Geldgeschäfte, die ich ihnen vermittelte, es zu einem gewissen Wohlstand gebracht hatte. Das alles änderte sich mit einem Schlage, als ich mich offen zum Chassidismus bekannte. Daß mich das meine Stellung in der Gemeinde kosten werde, habe ich vorausgesehen und habe es auch begreiflich gefunden. Wilna, die Hochburg aller Gegnerschüft gegen die Chassidim, wird die einflußreiche
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