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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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zufrieden, daß das, waS mir zu tun vergönnt war, bis zum Ohr des Kaisers gedrungen ist, der mir seine Anerkennung in höchst schmeichel­hafter Weise durch Fürst Kurakin, unseren Ge­sandten in Paris, aussprechen ließ. Außer dieser Achtung und Anerkennung erfreue ich mich eines glänzenden jährlichen Einkommens. Es fehlt mir nichts von dem, worin die große Masse das höchste Glück erblickt, und ich bin trotzdem namenlos unglücklich und unzufrieden und möchte mich lieber heute als morgen von meiner Stel­lung zurückziehen und in Zurückgezogenheit im heiligen Lande leben, wenn ich mich nicht dem Rabbi durch Handschlag verpflichtet hätte. Dieses mein eidliches Versprechen mir wieder zurückzu­geben, ist mein sehnlichster Wunsch, ist die innige Bitte, die ich an den Rabbi stellen möchte."

Der Rabbi furchte bei diesen Worten die Stirn und sagte:

Rabbi Moscheh, Ihr seid mir ein Rätsel, das ich lösen muß, bevor ich Euren Eid löse. Vielleicht aber macht die rechte Lösung Eures Lebensrätsels, die Eideslösung so vollkommen überflüssig, daß Ihr sie selber nicht mehr ver­langt. Worin besteht Euer Unglück, worin, sagt mir das zuerst, besteht Eure eigentliche Tätigkeit bet der russischen Gesandtschaft?"

Der Rabbi ist weise wie ein Engel Gottes", erwiderte Meisels.Die Frage eines Weisen ist bereits eine halbe Antwort. Ich brauche nur die zweite Frage des Rabbi zu beantworten, damit hat der Rabbi auch schon die Antwort