269
daß darüber keine Meinungsverschiedenheit zwischen uns bestehen kann. Verbieten doch unsere Weisen selbst in den gleichgtltigsten, alltäglichen Dingen jede derartige Täuschung und nennen sie geradezu einen Diebstahl, einen Diebstahl an der Gesinnung eines anderen, Geniwas Daas. Das lehrt der Talmud und der Schulchan Aruch bringt es im Choschen Mischpat Kapitel 228 als allgemein verbindliches Gesetz. Ich kann Euch daher die Verachtung nachfühlen, die Euch vor dem Lebensberuf eines charakterlosen Menschen erfüllt, wie es jeder Spion ist."
„Der Rabbi will mich also freigeben", fragte leuchtenden Auges Rabbi Moscheh, „und mir gestatten, daß ich meine gegenwärtige Stellung aufgebe?"
„Ich will Euch nicht zurückhalten und will Euch nicht freigeben, ich will die Entscheidung ganz in Eure Hand legen und möchte Euch nur bitten, mich zu Ende zu hören. Ueber die Schändlichkeit und Verwerflichkeit des ganzen Spionentums sind wir beide einig. Aber es gibt nichts Gutes in der Welt, das bet falscher Anwendung nicht schlecht und nichts Schlechtes, das in gegebenem Falle nicht gut sein könnte. Daß z. B. der Mord etwas Verwerfliches, Schreckliches ist, darüber kann es noch weniger eine Meinungsverschiedenheit zwischen uns geben. Und doch ist es gar keine Frage, daß nach dem Gesetz der Thora es Fälle geben kann, in welchen der Mord nicht nur gestattet, sondern sogar geboten ist, z. B. im Falle der Notwehr. Wenn
