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Der Raw : kulturhistorische Erzählung / von Judäus
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Und wenn dir der siegreiche Ausgang unserer Sache so gewiß ist, während alle Welt daran zweifelt und verzweifelt, was bedeuten denn die heißen Tränen, die fortwährend deinen Augen entströmen, und das Schluchzen, das jedes deiner Worte begleitet?" fragte der Sohn.

Weil unsere Umgebung, weil alle Welt daran zweifelt und weil diese Zweifel sich zur Verzweiflung steigern werden, wenn der Feind auch noch Moskau erobert, deshalb weine ich. Diese Verzweiflung kann verhängnisvoll für uns werden, wenn das russische Volk sie nicht zu beherrschen weiß. Und woher ich das alles weiß? Heute im Mussafgebet ist mir die Erleuchtung geworden, hat der Allwissende mich erhört und mir durch einen Blick in die Zukunft die Gegen­wart erhellt. Das ist alles keine Schwärmerei, kein Wahngebilde einer erhitzten Einbildungskraft, es ist die volle reine Wahrheit, von der ich nur wünsche, daß sie alle Welt erfahre und dann den Lauf der Dinge so ruhig und heiter erwarten möge, wie ich es tue."

Nachdem der Raw mit diesen Worten sein Herz erleichtert und auch seine nächste Umgebung mit seiner zuversichtlichen Hoffnung neu belebt hatte, feierten alle das Rosch-Haschonoh-Fest in der heiter-ernsten Weise, als ob sie zu Hause im tiefsten Frieden lebten. Nach dem Feste setzten sie die Flucht siebzig Werst fort nach Jjuyew in der Nähe des Gouvernements Ladimtr und er­reichten von da am Rüsttage zum Versöhnungs­tag die Gouvernementsstadt Ladimtr. Dort bot