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sich ihnen ein erschütternder Anblick: Der ganz« Adel, der Senat, alle Beamten und Hunderttausende von Einwohnern Moskaus zogen Gn ihnen vorüber. Sie waren aus Moskau geflohen, in welcher Stadt der Feind zwei Tage vor Jom Kippur (14. September 1812) seinev Einzug gehalten hatte. Was sie berichteten und was Nachzügler noch ergänzten, war schauerlich.
Während noch die letzten Kosaken der russischen Nachhut die Stadt am Osttore verließen, rückten aus der Westseite die ersten französischen Reiter unter Murat in die Stadt ein. Sie durchsuchten die nächsten Gassen und Häuser - kein Feind ließ sich sehen.
Murat glaubte, es werde, wie es bisher immer der Fall gewesen, eine Deputation der Einwohner zitternd und flehend die Schlüssel der Stadt überbringen. Kein Oberbürgermeister, kein Magistratsbeamter erschien jedoch, kein Mensch war auf den öden Straßen zu erblicken.
So zogen denn die Verbündeten ein, in ein ödes, totenähnliches Häusermeer, in eine dem Untergang geweihte Stadt, ohne daß man einem Menschen begegnete. Endlich trieben die Ulanen einige nichtrussische Kaufleute aus.
„Wo sind die Oberbehörden?"
„Sie sind alle entflohen."
„Wo sind denn aber die Bewohner?"
„Ebenfalls entflohen, Herr. Adel, Geistlichkeit, Kaufleute, Beamte, Volk, alles ist entflohen. Sie finden in der Stadt nur einige Fremde und