1. Wie mögen Völkernamen entſtanden ſein?
Vor vielen tauſend Jahren, als die Menſchen anfingen, durch eine entwickelte Sprache ſich von der Tierwelt zu trennen, brachten gewiß die Begriffe Mann und Weib die erſten Wortunterſchiede. Lockrufe der Liebe ſtanden am Anfang der Sprache. Für Mann gilt auch der allgemeine Name Menſch. Noch jetzt nehmen Franzoſen, Italiener, Spanier für Mann und Menſch einunddasſelbe Wort. Alſo wird der erſte Name eines Volkes nur„Männer“ bedeuten. Japans Urbewohner heißen Ainos, das iſt Männer; die Eskimos(Fiſch— eſſer in der Indianerſprache) nennen ſich ſelbſt Innuit— Menſchen, der Zigeuner „Rom “(Menſch) und die Hottentotten ſogar ſtolz Koikoin, d. h. Menſchen der Menſchen, alſo Urmenſchen. Ebenſo genügte wohl die Bezeichnung Volk. Aus dem Gotiſchen Thiudo(Volk), bildeten ſich Diet, Teuto, Teutſch und Deutſch.
Später traten Beiwörter hinzu, z. B. Normannen— Nordmänner. Die wichtigſte Unterſcheidung war aber die von frei und unfrei oder von Herr und Knecht. Unſere Vorfahren nannten ſich darum ſtolz Herr⸗Mannen. Dieſes deutſche Wort konnten und können jedoch einige unſerer Nachbarn wegen des H nicht lautrichtig ausſprechen. Die Kelten, einſt im Süden und Weſten von uns wohnend, formten aus Herman den Namen German , den dann die Römer hörten und beibehielten. Das war ums Jahr 90 v. Chr. Unſere heutigen öſtlichen Nachbarn, die Ruſſen, kennen das H auch nicht; ſie ſagen Golland für Holland und ſchreiben Gamburg für Hamburg . Sie nennen uns darum Germanez, die übrigen ſlawiſchen Völker dagegen Njemez, d. h. die Stummen, weil anfänglich die Verſtändigung fehlte. Die Memel (Njemen) galt als Grenzfluß.
Leute der Niederlauſitz , von den Wenden abſtammend, bringen das H oft an verkehrter Stelle, z. B. Hich abe Herdbeeren hund Imbeeren hin der And. Weil die Wenden mit Vorliebe am Waſſer wohnten, erhielten ſie von Nachbarn ihren Namen, der auf Waſſer hinweiſt: litauiſch Wandu, däniſch Trinkwaſſer— Drikkewand. Sonderbarerweiſe iſt das