—
—
—
| |
Einleitung. V
die Beſtattung unverbrannter Leichen häufig vorkommt, laͤßt ſich dieſer Brauch in unſerm Gebiete nicht nachweiſen, es ſei denn, daß die laͤngliche Steinpackung von Veh low fo zu deuten wäre— Knochenreſte find freilich dort nicht beobachtet worden. In der jüngeren Bronzezeit erhaͤlt ſich die Grabform des Huͤgelgrabes mit Leichenbrand, der in einer Urne, häufig mit einer kleinen Steinkiſte umſtellt, beigeſetzt wird. Dieſer Epoche duͤrften die meiſten Huͤgelgraͤber angehoͤren, welche zu groͤßeren oder kleineren Gruppen vereint trotz haͤufiger Zerſtoͤrung und Einebnung noch jetzt zahlreich vorhanden ſind. Im Verlaufe der jüngeren Bronzezeit tritt ein neuer Brauch auf: es werden große Friedhoͤfe angelegt, in denen man die Urnen mit den Brandknochen und Beigaben in den ebenen Boden eingraͤbt und meiſt mit einer Steinpackung oder einer kleinen Kiſte aus Steinplatten umſetzt(Flachgraͤberfelder mit Leichenbrand, Urnenfelder).
Im 4. Jahrh. v. Chr. breitet ſich die La Teène-Kultur— nach der Fundſtelle La Töne im Neuenburger See in der Schweiz benannt— über einen großen Teil Europas aus und bringt teils ihre charakteriſtiſchen Formen hierhin und dorthin, teils beeinflußt ſie die lokalen Induſtrien. Die Oſtprignitz muß damals abſeits vom Weltverkehr gelegen haben, denn von den anderwaͤrts häufig vorkommenden Fibeln wurden nur einige wenige Exemplare gefunden(Luggendorf Taf. II Fig. 5], Zechlin ), während andrerſeits hierdurch die Ausbildung lokal beſchraͤnkter Typen wie der eigentuͤmlichen Nadel von Kyritz (Taf. II Fig. I) beguͤnſtigt wurde. Die herrſchende Beſtattungs— form iſt die Beiſetzung von Urnen mit Leichenbrand— meiſt in Steinpackungen— in ausgedehnten Gräberfeldern; daneben findet man in der jüngeren La Teène-Zeit vereinzelt den Brauch, die Brandknochen ohne Urne frei im Boden zu vergraben. Die Beigaben ſind ziemlich aͤrmlich und beſchraͤnken ſich meiſt auf Bronzeohrringe in Form geblaͤhter Segel(Taf. II Fig. 2), Glasperlen, eiſerne Guͤrtelhaken(Taf. Il Fig. 6) und ähnliche Kleinigkeiten; nur einmal wird von Eiſenwaffen berichtet (Demerthin), die, wie auch anderwaͤrts uͤblich, zuſammengebogen waren.
Aus der erſten Hälfte der roͤmiſchen Kaiſerzeit(1. bis 2. Jahrh. n. Chr.) waren zwei große Urnenfelder weſtgermaniſchen Charakters bei Goldbeck und Kuhbier vorhanden. Leider ſind fie zerſtoͤrt und die Funde bis auf wenige Reſte vernichtet worden, ſo daß fuͤr die genannte Zeit eine bedauerliche Luͤcke beſteht. Aus der in die Voͤlkerwanderungszeit uͤbergehenden zweiten Hälfte der Kaiſerzeit beſitzen wir gluͤcklicherweiſe die beiden großen langobardiſchen Graͤberfelder von Dahlhauſen, die wenigſtens teilweiſe fachmaͤnniſch unterſucht wurden. Ihr Inhalt lehrt, daß die Oſtprignitz zwar im allgemeinen an der Kulturentwicklung dieſer Periode teilnahm, jedoch ſich nicht gerade durch beſonders lebhafte Handelsbeziehungen auszeichnete und wie in fruͤheren Zeiten auch jetzt einen etwas hinterwaͤldleriſchen Eindruck macht— wenn nicht kuͤnftige Funde uns eines Beſſern belehren. Auch jetzt noch zeigt ſich die Neigung zur Ausbildung auffaͤlliger lokaler Formen wie der eigen— tuͤmlichen Gefaͤßhenkel von Dahlhauſen(Textabb. 5.
Im 5. Jahrh. n. Chr. verliert das Land durch die Voͤlkerwanderung ſeine germaniſche Bevölkerung. Ob die Auswanderung eine vollſtaͤndige war oder ob
11 |
DS