mannigfaltigen Menschen der gleiche ist. Die Wege Gottes sind die Wege, die der Mensch suchen soll. Huf ihnen kann er sich Gott zuwenden, Gott anhangen. Erst durch die Treue gegen Gottes Gebot, gegen die sittliche Forderung, die von ihm dem Menschen gestellt ist, tritt er vor den einen Gott hin, um ihm zu dienen. Je mehr wir wahre sittliche Menschen sein wollen, desto näher sind wir Gott, desto näher ist er uns. Wir können ihn immer finden, wenn unser ganzes Herz sich seinem Gebote zukehrt.
Hierdurch gewinnt das Leben des Menschen seinen Sinn. In ihm ist ein Wirkliches: das Gute. Und dieses Gute, dieses Sittliche vermag der Mensch zu schaffen, er vermag es zu verwirklichen. Darin bildet er sein Leben, er wird ein Schöpfer des Guten, das Ebenbild des einen Gottes. So viel des Guten gibt es auf Erden, wie Menschen Gutes tun, Gutes ins Dasein rufen. Das Leben ist von Gott dem Menschen gegeben, und er selbst soll es gestalten und bereiten. Dadurch, daß er das Rechte übt, „erwählt er das Leben“, wird er der Schöpfer seines Daseins.
In der sittlichen Tat wird damit der Mensch des Könnens, das in ihm ist, bewußt, in ihr kann und soll er sich entscheiden, in ihr erfährt er um seine Freiheit. Das Gute und das Böse ist vor ihn hingestellt, damit er wähle. Huch die Freiheit ist eine sittliche Hufgabe, die Gott in das Menschenleben hineingelegt hat, damit sie erfüllt werde. Der Wille zum Guten ist der Wille zur Freiheit und der Wille zum Leben. Das Leben zu wählen und zu gestalten, das ist die Forderung, die das Judentum an den Menschen richtet.
Das Leben des Menschen steht so nicht unter der Schicksalsbestimmung, die über ihn verhängt ist, sondern unter der Entscheidung, die er selbst trifft. Sein Ziel ist ihm gegeben, zu dem seine Freiheit ihn hinführt. Er vermag, wenn er von ihm sich abgewendet hatte, umzukehren, um jetzt den Weg zu gehn, auf dem er Gott findet. Er kann sich versöhnen, sich reinigen. Seine Tat, die sittliche Tat, ist es, die die Versöhnung schafft. Nicht das Wunder und nicht ein Sakrament bringt sie, sondern die Freiheit, die in ihn gelegt ist. Und in der Versöhnung schafft sich der Mensch dann die neue Freiheit und damit die neue Verantwortung; sie wird zum Wege, zur neuen Hufgabe.
Wie dem einzelnen ist dieses Ziel der Menschheit gesetzt. Ihr Ziel ist die Erfüllung des Guten auf Erden, die Verwirklichung dessen, worin allein die Menschheit ihr Leben findet, ihr Leben erwählt. Über
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