Teil eines Werkes 
Teil 1 (1920) Die Grundlagen der jüdischen Ethik
Entstehung
Seite
85
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11: Es erging an mich das Wort des Ewigen: Was gebraucht ihr dieses Sprichwort auf dem Boden Israels:Die Väter haben unreife Trauben gegessen, und der Söhne Zähne sind stumpf? So wahr ich lebe ist der Spruch Gottes, des Herrn, nicht sollt ihr fortan dieses Sprichwort gebrauchen in Israel. Sieh, alle Seelen, mein sind sie; wie die Seele des Vaters so die Seele des Sohnes, mein sind sie. Die Seele, die sündigt, die soll sterben. Wenn einer gerecht ist und Recht und Billigkeit übt, auf den Bergen nicht ißt, seine Augen zu den Götzen des Hauses Israel nicht erhebt, seines Nächsten Weib nicht verunreinigt und einem Weibe in der Unreinheit nicht naht, niemand bedrückt, sein Schuldpfand zurück- gibt, unrecht Gut sich nicht aneignet, dem Hungrigen sein Brot gibt, den Nackten mit einem Gewand bedeckt, auf Wucher nicht gibt und Zins nicht nimmt, von Unrecht seine Hand zurückzieht, wahrhaft Recht schafft zwischen Mann und Mann, in meinen Satzungen wandelt und meine Vorschriften beobachtet, indem er Redlichkeit übt, der ist gerecht; leben soll er, ist der Spruch Gottes, des Herrn. Zeugt er aber einen gewalttätigen Sohn, der Blut vergießt und eines von jenen Dingen verübt und all dieses nicht tut, vielmehr auf den Bergen ißt und das Weib seines Nächsten verunreinigt, den Armen und Dürftigen bedrückt, unrecht Gut sich aneignet, das Pfand nicht zurückgibt, zu den Götzen seine Augen erhebt, Greuel verübt, auf Wucher gibt und Zins nimmt, sollte der am Leben bleiben? Er wird nicht leben; all jene Greuel hat er verübt; sterben wird er, sein Blut bleibt auf ihm. Und sieh, dieser zeugt einen Sohn, der sieht alle Sünden seines Vaters, die dieser begangen hat, er sieht sie und tut nichts dergleichen. Auf den Bergen ißt er nicht, und seine Augen erhebt er nicht zu den Götzen des Hauses Israel, das Weib seines Nächsten verunreinigt er nicht. Niemand bedrückt er, ein Pfand nimmt er nicht, und unrecht Gut eignet er sich nicht an; dem Hungrigen gibt er sein Brot, und den Nackten bedeckt er mit einem Gewand. Von Unrecht zieht er seine Hand zurück, Wucher und Zins nimmt er nicht, meine Vorschriften erfüllt er, in meinen Satzungen wandelt er; der soll nicht sterben wegen der Schuld seines Vaters; leben soll er. Sein Vater, der Gewalttat geübt, unrecht Gut sich angeeignet und, was nicht gut ist, getan hat inmitten seiner Volksgenossen, sieh, er ist wegen seiner Schuld gestorben. Nun sagt ihr:Warum trägt nicht der Sohn mit die Schuld des Vaters? Der Sohn hat