Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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dass er sich eine Flasche mit Opium aneignete, als ein jederzeit bereites Mittel zur Befreiung.Das Gefühl, dass es wünschenswerth sei, die Leiden dieser Erde durch den Tod geendigt zu sehen, brachte mich zu­erst auf den Weg der Genesung. Er könnedie Schmerzen(welche, erfährt man nicht) nur ertragen, wenn er den Talisman habe. Unglücklicherweise fallen die Aufzeichnungen des Markese, die seine Jugendgeschichte enthalten, in die Hand des Genesenen. Er beschliesst nun, das Opium zu nehmen, und macht es zurecht, indem er es in ein Glas giesst und eine Flasche Mandelmilch daneben setzt. Vorher aber geht er in den Garten, um sich die Welt noch einmal an­zusehen. Unterdessen kommt der Knabe Felix in sein Zimmer und trinkt aus der Flasche mit Mandelmilch. Der Harfner kommt dazu, glaubt, Felix habe vom Opium getrunken, verzweifelt und schneidet sich den Hals ab. Er wird gefunden, der Schnitt hat nur die Luftröhre durchtrennt, man legt einen Verband an. In der Nacht aber reisst der Kranke den Verband ab und stirbt durch Verblutung.

Die Vorgeschichte des Harfners ist folgende. Der Markese X., ein begabter, tüchtiger, aber bis zur Schrullen­haftigkeit eigensinniger Mann, hatte 4 Kinder. Die beiden älteren Söhne waren in der Hauptsache gesund, der 3. Sohn, Augustin war von Anfang an zart und schwärmerisch, er kam deshalb in ein Kloster, schwankte da zwischen Ekstase undOhnmacht und leerem Elend durch Genuss heiliger Schwärmerei, kehrte schliesslich in jammervollem Zustande nach Hause zurück, Nun