Wahrheit und Dichtung.
regung, aber er war ohne allen Entschluss und schwer melancholisch. Schlosser bestimmte ihn, nach Livland aufzubrechen. Aber vor dem angesetzten Tage fiel er in ein hitziges Fieber, und dann ging es zwischen Besserung und Tobsucht hin und her. Im Mai übergab Schlosser den Kranken dem Schuster Süss in Emmendingen. Lenz war kindisch geworden und lernte schustern. Dann brachte Schlosser ihn zu einem Förster in Wiswyl, wo er Feldarbeit treiben und jagen sollte. Aber er bekam wieder einen bösen Anfall, und Schlosser musste ihn nach Emmendingen zurücknehmen und hier„verwahren“ lassen. Der Vater Lenz antwortete auf Briefe nicht. Den Unterhalt des Kranken bestritt der Herzog von Weimar. Die Brüder Lenz beschlossen endlich, der in Jena studirende Bruder Karl solle den Kranken abholen, damit dieser in Jena Jura studire. Diese wunderliche Idee wurde zwar aufgegeben, aber der Bruder Karl kam richtig zu Schlosser, fand den Kranken in Hertingen an der schweizerischen Grenze„bis auf unendliche Schüchternheit wiederhergestellt“ und fuhr mit ihm im Juli 1779 nach Frankfurt. Hier ging ihnen das Geld aus, und sie mussten,„Was Jakob sehr freute“, bis Erfurt zu Fusse gehen. Mit geborgtem Gelde reisten sie über Lübeck nach Riga zu dem guten Vater Lenz. Im Weiteren wurden allerhand Versuche gemacht, den anscheinend Genesenen unterzubringen. Er sollte Rector werden, er ging nach Dorpat, versuchte dann in Petersburg als Cadettenlehrer anzukommen, wurde endlich Hauslehrer bei Herrn von Liphard in Livland. Da verliebte er sich