Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Lenz schwachsinnig durch Dementia praecox.

in ein Fräulein von Albedyll und liess ihr seine Liebe durch einen Bekannten antragen. Das führte natürlich zum Verluste der Stelle. In Petersburg nahm ihn dann ein General als Secretär an, musste ihn aber bald wegen Unbrauchbarkeit entlassen. Lenz ging nach Moskau, um Gönner zu suchen und eine neue Ausgabe seiner Dramen zu veranstalten. Dann kehrte er nach Peters­burg zurück und wurde für mehrere Jahre Lehrer an einem Privatinstitut. Er liess 1787 eine Uebersetzung aus dem Russischen drucken.Was er deutsches eigenes in dieser Zeit in Prosa und Poesie schrieb, giebt nur Zeugniss von der Zerstörung seines Geistes, Ab und zu bricht ein klarer Gedanke heraus. Er machte, wozu er schon früher Neigung gehabt hatte, verschiedene phantastische Pläne(zu Hebung des Handels, Wiedererrichtung der Universität, Sprach­akademie, Maurerinnungen, Gründung eines chemischen Theaters u.s. w.). Er lebte zuletzt in Moskau von Unterstützungen. Im Mai 1792 starb er.

Es handelte sich bei Lenz um eine der Erkran­kungen, die in das Gebiet der Dementia praecox ge­hören, um das in Verblödung ausgehende Jugend­Irresein. Er war ein von Jugend auf abnormer Mensch, zeichnete sich durch grosse Geistesgaben einerseits, durch Unstetigkeit, Phantasterei, moralische Schwächen andererseits aus. Von aussen wirkte ein unruhiges Leben mit Sorgen und gelegentlichem Mangel, Ent­täuschungen und Aufregungen verschiedener Art ein, Im 27. Jahre trat die Katastrophe ein. Nun folgen mehrere durch ruhigere Zeiten getrennte Anfälle von

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