Wahrheit und Dichtung.
Erregung mit Wahnvorstellungen und Verwirrtheit, und hinter ihnen bleibt der Schwachsinn. Von 1779 an bis zu seinem Tode war Lenz schwachsinnig. Da, wie es in ähnlichen Fällen auch zu sein pflegt, die früher erworbenen Kenntnisse und Fertigkeiten im Wesentlichen erhalten blieben, war für den Laien der Schwachsinn verhüllt. Sobald aber bestimmte Leistungen von Lenz verlangt wurden, trat seine„Unbrauchbarkeit“ zu Tage. Er war natürlich zu einer stetigen Lebensführung nicht fähig. Er sank deshalb, da er sich selbst überlassen war, immer tiefer; der Schwachsinn nahm zu, seine Producte wurden immer gehaltloser und verworrener. Elend und Geisteskrankheit steigerten einander bis zum Ende.
Goethe schildert Lenz an zwei Stellen in„Wahrheit und Dichtung“. Zunächst giebt er uns ein Bild seiner Erscheinung:„Klein, aber nett von Gestalt, ein allerliebstes Köpfchen, dessen zierlicher Form niedliche, etwas abgestumpfte Züge vollkommen entsprachen; blaue Augen, blonde Haare...; ein sanfter, gleichsam vorsichtiger Schritt, eine angenehme, nicht ganz fliessende Sprache, und ein Betragen, das zwischen Zurückhaltung und Schüchternheit sich bewegend, einem jungen Manne gar wohl anstand.“ Das englische Wort whimsical sei für Lenzens Art bezeichnend. Man wundert sich, dass Goethe den verschleierten Blick des Lenz nicht erwähnt, der Andere in Erstaunen versetzte.
Später bespricht Goethe Lenzens Charakter. Er habe sich dadurch ausgezeichnet, dass er sich nach der Art jener Zeit peinlich beobachtete und über diese