Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
123
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Zimmermanns Leben.

1728 zu Brugg im Canton Aargau geboren. Sein Vater war ein kränklicher, aber tüchtiger Mann und starb schon 1741 als Rathsherr. Die Mutter warnerven­leidend und zuletzt gemüthskrank. Sie starb 1746. Der Knabe zeichnete sich früh durch seine grossen Fähigkeiten und durch seine Lebhaftigkeit aus. Er war höchst ehrgeizig, vertrug sich in der Regel mit seinen Mitschülern nicht, floh gern in die Einsamkeit, Er studirte erst in Bern, dann Hallers wegen in Göttingen, Mit Haller, der merkwürdigerweise fast ebenso krank war wie Zimmermann später, kam er in enge Ver­bindung und von ihm wurde er sehr gefördert in seinen ausgebreiteten und energischen Studien.Aber die nachtheiligen Folgen übertriebener geistiger Anstreng­ungen blieben bei Zimmermanns so schon von Haus

aus nervösem Zustande nicht aus und schon in Göt­

tingen zeigten sich die ersten Anfälle jener Hypo­chondrie, welche für ihn später eine Quelle unsäglicher Leiden ward. Nach grösseren Reisen liess sich Zimmer­mann im Jahre 1752 in Bern als Arzt nieder und hei­rathete im folgenden Jahre. Im Jahre 1754 siedelte er nach Brugg über. Er scheint sich da nicht gut be­funden, trotz grosser Praxis einsam gelebt zu haben. Er soll sich die Unzufriedenheit, ja Feindschaft und Verfolgung seiner Mitbürger zugezogen haben. Sehr wunderbar ist das nicht, denn er nannte seine Vater­Stadt Öffentlich eineneinsamen, reizlosen und die Flammen des Geistes auslöschenden Ort. Während Zimmermanns Hypochondrie stieg, wurde auch die Frau nervenkrank. Im Anfange dichtete Zimmermann,