Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
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Zimmermanns zunehmende Krankhaftigkeit.

Krankheiten, oder auch auf Klagen, die keine Laus werth waren, so gestehe ich, dass ich oft aus der Fassung kam... nach meiner stillen Kammer eilte und nun den ganzen Tag an meinem Kopfe litt wie der heilige Laurentius, als er auf einem Rost gebraten ward. In den folgenden Jahren unternahm Zimmermann viele Reisen. Während deren ging es ihm gut, zu Hause kehrten die alten Leiden wieder. Die Tochter hatte er im April 1773 in eine Schweizer Pension, den Sohn zur Universität nach Göttingen geschickt. Er jammert über die Hypochondrie, habe bei Hunger und nach dem Essen höllische Schmerzen, seine Seele sei un­thätig und in den tiefsten Abgründen der Schwermuth versunken. Die Stadtpraxis gab er auf und verwandte viel Zeit auf Schriftstellerei. Streitlust und Rücksicht­losigkeit traten mit grossem Selbstbewusstsein zu­sammen in den Vordergrund. Er sparte nicht mit Satire, Verhöhnung, Grobheit und beklagte sich dann darüber, dass der grössere Theil des Publicums mit fanatischer Wuth einen Mann verfolge, der seinen stillen Weg gehe, krank sei und mit altschweizerischer Offenheit ein paar sanfte gemeinnützige Wahrheiten Sage. Im Jahre 1773 erschien die zweite Abhandlung über die Einsamkeit neben ihr veröffentlichte er viele kleinere Aufsätze. Im Jahre 1775 reiste Zimmermann nach der Schweiz. Er traf auf der Hinreise Goethe in Strassburg und kehrte, als er mit seiner Tochter von Lausanne zurückkam, in Frankfurt bei Goethes Eltern ein. Er nennt seine Tochter damals ein liebes Stilles, bescheidenes und wohlgesittetes Mädchen. Auch