Goethe über Zimmermann.
dass er im Umgang als ein gewandter, weltmännischer Arzt erschien, und seinem innerlich ungebändigten Charakter nur in Schriften und im vertrautesten Umgange einen ungeregelten Lauf liess. Seine Unterhaltung war mannichfaltig und höchst unterrichtend; und konnte man ihm nachsehen, dass er sich, seine Persönlichkeit, seine Verdienste sehr lebhaft vorempfand, So war kein Umgang wünschenswerther zu finden.“ Goethe habe sich an Zimmermanns Eitelkeit nicht gestossen, er habe, da beide einander gelten liessen, in kurzer Zeit sehr viel von ihm gelernt. Er fügt hinzu, dass eitel eigentlich nicht der richtige Ausdruck sei, da dieses Leere bedeute, Zimmermann aber gerade „grosse Verdienste und kein inneres Behagen“ hatte.
Der Tadel richtet sich gegen Goethes Bemerkungen über die Härte Zimmermanns gegen seine Kinder. „Dieser tadelnswürdigen Eigenheit eines so verdienstvollen Mannes würde ich kaum erwähnen, wenn dieselbe nicht schon öffentlich wäre zur Sprache gekommen, und zwar als man nach seinem Tode der unseligen Hypochondrie gedachte, womit er sich und Andere in seinen letzten Stunden gequält. Denn auch jene Härte gegen seine Kinder war Hypochondrie, ein partieller Wahnsinn, ein fortdauerndes moralisches Morden, das er, nachdem er seine Kinder aufgeopfert hatte, zuletzt gegen sich selbst kehrte. Wir wollen aber bedenken, dass dieser so rüstig scheinende Mann in seinen besten Jahren leidend war, dass ein LeibesSchaden unheilbar, den geschickten Arzt quälte, ihn, der so manchem Kranken geholfen hatte und half. Ja