Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
132
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dieser brave Mann führte bei äusserem Ansehen, Ruhm, Ehre, Rang und Vermögen das traurigste Leben, und wer sich davon aus vorhandenen Druckschriften noch weiter unterrichten will, der wird ihn nicht verdammen, sondern bedauern.

Soviel ist sicher, dass aus Goethes Worten keine Animosität spricht. Sind seine Angaben über Zimmer­manns Kinder nicht richtig, so kann es sich nur darum handeln, dass er falsch berichtet war. Es ist daher unpassend, wenn Zimmermanns Biograph meint, es handle sich bei Goethes Darstellung umDichtung. Goethe erzählt, Zimmermanns Tochter sei auffallend ruhig und schweigsam gewesen, in ihrem Gesichte habe sich kein Zug von Theilnahme aufgethan. Diese Angaben stimmen mit Zimmermanns eigener Schilde­rung überein(sie war immerstille, gepresst, furcht­sam und zurückhaltend). Ausserdem war nach Tissots Aussage das Mädchen damals verstört und in einem krankhaften Zustande, den richtig zu deuten die Frank­furter Wirthe ausser Stande waren. Bei vorüber­gehender Abwesenheit des Vaters habe sich das Mädchen der Frau Rath zu Füssen geworfen und habe sie gebeten, sie zu behalten. Sie wolle nicht zu ihrem Vater zurückkehren, von dessen Härte und Tyrannei man sich keinen Begriff machen könne. Ihr Bruder sei über diese Behandlung wahnsinnig geworden, sie habe es nur deshalb bisher ertragen, weil sie es nicht besser gewusst habe.

Die Frage ist also zunächst die, ist Zimmermann gegen seine Kinder hart gewesen? Zimmermanns Bio­