Teil eines Werkes 
Bd. 2 (1903) Goethe ; Theil 1
Entstehung
Seite
133
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Goethes Urtheil im Wesentlichen richtig.

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graph verneint diese Frage und weist auf die zärt­lichen Aeusserungen in den Briefen und auf den der Tochter gewidmeten Nachruf in derEinsamkeit hin. Diese Beweisgründe wollen nicht viel sagen, denn wir erleben es auch heute oft genug, dass nervöse Per­sonen durch Heftigkeit und Unverstand ohne eigent­lich bösen Willen ihren Angehörigen das Leben ver­bittern und doch in ihren Briefen von Zärtlichkeit überfliessen. Dass Zimmermann ausserordentlich heftig und schroff war, steht fest; es können seine Kinder ihn gefürchtet haben, trotzdem dass er sie auf seine Weise liebte. Gewiss hat Goethe die Erzählung seiner Mutter nicht aus der Luft gegriffen. Auch ist es denkbar, dass das junge Mädchen in ihrer krankhaften Erregung Dinge gesagt hat, die sie nicht verantworten konnte. Zimmermann erzählt, dass er nach ihrem Tode die feurigsten Gebete um baldigen Tod unter ihren Papieren gefunden habe. Irrthümlich ist das, was Goethe über den Bruder sagt, da dieser erst später wahnsinnig geworden ist. Damit ist nicht gesagt, dass er sich nicht früher über den Vater beschwert habe. Irrthümlich ist die Bemerkung Goethes, dass man zuletzt den Ausweg gefunden habe, die Tochter in eine Pension zu thun. Sie kam aus der Pension. Diese Gedächtnissfehler Goethes sind verzeihlich; er hatte die Erinnerung, dass die Tochter sich bitter über Zimmermanns Härte gegen die Kinder beklagt habe, und unwillkürlich ordnete sich das Uebrige diesem Hauptgedanken unter. Zu der Bemerkung Goethes, der Fehler Zimmermanns sei schon öffentlich zur