Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
226
Einzelbild herunterladen

BES ENE

Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

eine Hindeutung auf Unfassbares, eine Erinnerung daran zu erblicken, dass die Welt tiefer ist, als unser Blick reicht. Es würde aber nichts helfen, darüber Worte zu machen, wir müssten in allem Ernste uns an Schopenhauers Motto aus Malebranche halten: la libert& est un mystö#re.

2. Ueber die Moral.

Die Meisten von uns würden von der Dänischen Gesellschaft der Wissenschaften nichts wissen, wenn sie sich nicht gegen Schopenhauer blamirt hätte. Ist das auch für die Gesellschaft peinlich, so kann sie immerhin stolz auf das Verdienst sein, durch ihre Preisaufgabe die schöne Abhandlung Schopenhauers über die Grundlage der Moral veranlasst zu haben.

Der erste Theil der Abhandlung besteht in der Bekämpfung der Morallehre Kants. Das Ergebniss ist, dass diese eine Begriffs- Mummerei für die alte pOopu­läre Sittenlehre und ganz unhaltbar ist. Man kann dem in der Hauptsache nur beistimmen.

Bei der Darstellung der eigenen Lehre war Schopen­hauer genöthigt, ohne Voraussetzungen zu verfahren. Im Hauptwerke hat er die Moral direct aus der Meta­physik abgeleitet: Wie der Philosoph die Einheit in der Mannigfaltigkeit erkennt und dasselbe Wesen in allen Erscheinungen wiederfindet, so durchschaut der Gute im Gefühle das principium individuationis, und je besser er ist, um so weniger Unterschied macht er zwischen sich und anderen Wesen. In der Abhand­