Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
234
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

bewussten Vernunft. Wenn es so ist, wenn das Mit­gefühl unbewusste Metaphysik ist, dann versteht man nicht, wie Hartmann von Schopenhauerswunderlicher Ueberschätzung des Mitleids reden kann und doch zugleich dasmetaphysische Moralprincip Schopen­hauers in den höchsten Ausdrücken preisen kann. Mit Freuden liest man spät(p. 782) das schöne Lob des Mannes, der vorher(p. 217 ff) hart genug be­handelt war.

Ich kann diese gegen Hartmann gerichteten Be­merkungen nicht schliessen, ohne noch auf einen be­sonders hässlichen Ausfall hinzuweisen:Was muss Schopenhauer für psychologische Modelle zur Ab­straction seiner Behauptungen vor sich gehabt haben, wenn er sagen kann: Der Glückliche, Zufriedene lässt uns gleichgültig! Schopenhauer spricht vom Handeln und will sagen, der Anblick der Befriedigten giebt uns keinen Anlass zum Handeln. Das ist doch deutlich. Wenn Hartmann in der folgenden Declamation meint, das Mitleid sei ein plumper Geselle gegen die linde Hand des Mitgefühls, das immer Freudenblumen in das allen gemeine Leidensloos zu weben verstehe, so ist klar, dass die Loosweberei nicht nöthig wäre, wenn kein Bedürfniss danach bestände. Auch hätte sich Hartmann das rührende Bild der Familie unter dem Weihnachtbaume schenken können, denn Schopen­hauer sagt ausdrücklich, dass er von verwandtschaft­lichen u. s. w. Beziehungen absehe(daher dasals solcher), was denn auch bei der Betrachtung des rein Moralischen nöthig ist.