Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
238
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

3. Die Uebel der Welt und die Erlösung.

Die Objectivation des Willens führt schliesslich zur Selbsterkenntniss des Willens. Das Auge des reifen Menschen erblickt die Welt als eine Welt des Leidens und zugleich als Spiegel des Willens. Der Wille, der blind das Leben will, denkt im Menschen über sich nach, und nun bejaht er entweder bewusst, oder er verneint die Welt.

Die nach dem tat twam asi wichtigste Erkenntniss ist also die, dass die Welt von Grund aus heillos ist. Diese Lehre wird gewöhnlich mit dem hässlichen Worte Pessimismus bezeichnet. Der empirische Pessi­mismus ist die Behauptung, dass die Unlust die Haupt­sache in der Welt sei, und ihr gegenüber die Lust als secundär und nebensächlich erscheine. Schopenhauer verfährt sowohl deductiv wie inductiv. Er legt dar, dass alles Wollen ein Bedürfniss, ein Nichthaben, folg­lich ein Leiden voraussetze, dass jede Erfüllung des Willens nur flüchtige Befriedigung gewähre, gewöhn­lich eine Enttäuschung sei, dass an sie sich wieder neues Verlangen anschliesse, u. s. f. Des Menschen Leben ist aus Noth und Langeweile zusammengesetzt; das erste ist immer die Noth, hat er aber, was er will, so quält ihn die Langeweile. Jedes Wesen erwirbt mit Anstrengung das zum Leben Nöthige, dann pflanzt es seine Art fort, und das neue Geschlecht beginnt das hoffnungslose Treiben aufs Neue. Demnach taugt das Leben im Principe nichts. Andererseits zeigt die Erfahrung des Entsetzlichen, Grauenhaften, der Qual