Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
239
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Ueber das vierte Buch.

ohne Ende eine solche Fülle, dass auch dann, wenn die Aussichten nicht von vornherein schlecht wären, man sich mit Schrecken von der Wirklichkeit weg­wenden müsste.

Man kann ja nicht sagen, dass pessimistische Dar­stellungen vor Schopenhauer nicht existirt hätten. Immerhin trat Schopenhauer durch seinen Pessimismus in einen schroffen Gegensatz gegen die bei uns all­gemeine Denkart. Ich erinnere mich, dass in meiner Kindheit mein Vater einst nach Hause kam und be­richtete, er habe mit dem Dr. Asher gesprochen. Das ist nemlich, setzte er hinzu, ein ganz merkwürdiger Mensch, ein Pessimist, der mit seinem Lehrer, einen gewissen Schopenhauer, die Welt für schlecht hält. Auch jetzt noch wird ein junger Mann, der die ge­wöhnliche Erziehung erhalten hat und zum.ersten Male Schopenhauer liest, eine ganz eigenartige Empfin­dung haben, als ob ein Schleier zerrisse, und das lieb­liche Gesicht der Welt zur schrecklichen Fratze würde. Indessen ist seit Schopenhauers Tagen das Pessimismus­Thema so vielfach behandelt worden, dass kaum mehr etwas Neues darüber zu sagen sein dürfte. Gegen Schopenhauers Darstellung ist natürlich vieles einzu­wenden. Dass an sich die Lust ebenso positiv sei wie die Unlust, dass erfahrungsgemäss ein Wechsel zwischen mässigem Bedürfniss und mässiger Befriedi­gung in der Hauptsache als lustvoll empfunden werde, dass die rechte Arbeit an sich Ilustvoll sei, dass die kleinen täglich wiederkehrenden Befriedigungen nicht gegenüber dem immerhin seltenen Unglücke vernach­