Teil eines Werkes 
Bd. 4 (1904) Schopenhauer
Entstehung
Seite
240
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Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.

Jässigt werden dürfen, dies und manches andere kann man sagen. Schopenhauers Rechnung kann schon deshalb nicht stimmen, weil er übersieht, dass die Heiterkeit, die den gesunden und von besonderen Zu­fällen verschonten Thieren und Menschen eigen ist, als positiv anzusehen ist, dass eben dann, wenn von der in Schopenhauers Sinne positiven Lust, oder von Genuss und von Schmerz ‚keine Rede-ist, das natür­liche Behagen übrig bleibt. Der Thatsache, dass ein grosser Theil der Thiere eines unnatürlichen Todes stirbt, kann man entgegensetzen, dass sie nichts vom Sterben wissen und ihr Tod in der Regel rasch, ja oft unmerklich eintritt. Den Greuelscenen gegenüber, aus denen in der Hauptsache die Geschichte besteht, ist darauf hinzuweisen, dass über das Normale nicht berichtet wird, dass trotz aller Noth jederzeit die Mehr­zahl der Menschen in aller Stille ohne besonderes Un­glück gelebt hat. Der buddhistischen Lehre von Ar­muth und Krankeit, Alter und Tod ist zu erwidern, dass Armuth und Krankheit wider die Natur sind, nicht zu sein brauchten, dass Alter und Tod an sich keine Uebel sind. Wir sind einmal so eingerichtet, dass wir uns ohne besonderen Anlass keine Sorge um den Tod machen, und der natürliche Tod muss dem durch das Leben ermüdeten Menschen so will­kommen sein, wie uns nach des Tages Arbeit der Schlaf willkommen ist. Alle Erörterungen darüber, ob mehr Lust oder mehr Unlust in der Welt vorhanden ist, hinterlassen einen unerquicklichen Eindruck, weil kein Ende des Hin- und Herredens abzusehen ist.