Ueber das vierte Buch.
Zu einem zuverlässigen Urtheile fehlen uns die Mittel ganz und gar. Will jemand von unserem Standpunkte aus über die Welt aburtheilen, so muss man ihn daran erinnern, dass von einem anderen Standpuncte aus die Sache vielleicht als ganz anders erscheint, und dass uns naseweisen Menschen nicht das letzte Wort zukommt. Mit Bestimmtheit wissen wir nur, dass die Uebel da sind, und dass ihrer leider recht viele sind. Darauf hingewiesen zu haben gegenüber einem Optimismus, der weniger ruchlos als gedankenlos ist, das ist Schopenhauers Verdienst. Die Behauptung, dass ein allmächtiger und allwissender Gott die Welt, wie sie ist, geschaffen habe, ist wirklich empörend. Andererseits ist Schopenhauers Behauptung, dass die Beschaffenheit der Welt den Glauben an Gott unmöglich mache, auch nicht zu halten. Finden wir sonst Gründe, anzunehmen, dass der Stufenbau der Individuen von einem höchsten Bewusstsein getragen werde, so müssen wir uns sagen: Wenn uns vieles in der Welt mit Recht missfällt, so geht es eben wahrscheinlich nicht anders, die Vorsehung wird mehr davon wissen, und wie wir nach dem Besseren streben, so wird alles Bewusstsein dieses Streben haben. Der grösste Theil der Uebel ist die unausbleibliche Folge der Individuation. Mit dem Ichsein ist eben der Egoismus gegeben, der an sich nicht Unrecht ist, aber bei der Natur der Dinge nothwendig zu Unrecht, d. h. zu„Verletzung der fremden Rechtsphären“, zum Auffressen u. s. w. führt. Ob es anders sein könnte? Gott weiss es!
Wenn Schopenhauer sagt, die Selbsterkenntniss
Möbius, Werke IV.