Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
des Willens, d. h. die Kenntniss der Welt und ihrer Uebel, führe, wenn sie einen gewissen Grad erreicht hat, zur Verneinung des Willens zum Leben, so meint er damit nicht die Art von Erkenntniss, die er selbst von der Sache hatte, sondern eine nicht abstracte, „unmittelbare und intuitive“ Erkenntniss. Auch die ächte Güte. der Gesinnung, die uneigennützige Tugend und der reine Edelmuth gehen nach Schopenhauer nicht von abstracter Erkenntniss aus, aber doch von Erkenntniss, nemlich von jener intuitiven, die sich nicht mittheilen lässt. Die Sache ist schwer fassbar. Von Schopenhauers Standpunkte aus, der den Willen toto genere vom Intellect verschieden sein lässt, ist sie gar nicht fassbar. Aber auch im Sinne der natürlichen Auffassung ist das Verhältniss zwischen den moralischen Gefühlen und ihrer Uebersetzung in Begriffe etwas Räthselhaftes. Bezeichnen wir die Gefühle als unbewusste Gedanken oder unbewusste Urtheile, so drücken wir damit das Problem aus, kommen aber eigentlich nicht weiter. Auf jeden Fall kann der Begriff das Gefühl nicht ersetzen; er kann, wenn er zu dem Gefühle hinzukommt, nützlich sein, indem er dem Gefühle sozusagen leuchtet, die Lampe voranträgt. Ist aber das Gefühl nicht schon vor dem Begriffe da, so bleibt er todt oder richtiger schwach. Er kann zwar Motiv werden und im günstigsten Falle, wenn keine starken Gegenmotive da sind, zum Handeln führen, wird aber in der Regel anderen, von Gefühlen gestützten Motiven weichen müssen. Man kann die Sache auch so ausdrücken: Erkennen wir ein Ur