Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
Er hat uns eingeschärft, dass der Charakter unveränderlich ist, deshalb, weil unser empirischer Charakter nur die zeitliche Abbildung eines ausserzeitlichen intelligiblen Charakters ist. Alle Willensentscheidungen zeigen nur, was der Mensch ist, die Handlungen, wie der Lebenslauf überhaupt, sind im Grund nur Schein, ein Ausdruck unserer„Hirnfunktion“, denn Zeit und Causalität gehen das Ding an sich nichts an. Die Erfahrungen des Lebens, dieses Blendwerk der Maja, werden aber die Ursache, dass der unveränderliche Wille sich verändert, dass er, dessen ganzes Wesen darin besteht, das Leben zu bejahen, das Leben verneinen kann. Um das Ungeheuerliche als weniger ungeheuerlich erscheinen zu lassen, benutzt Schopenhauer einige Wortspiele. Er hat so oft versichert, die Motivation sei eine Form des Satzes vom Grunde, und dieser herrsche nur in der Erscheinung, dass er bei der Verneinung des Willens, obwohl es sich um dieselbe intuitive Erkenntniss handelt, die uns auch vorher zukam, vom Motive nicht reden mag; deshalb heisst das Motiv zur Willensverneinung Quietiv. Wehe dem Philosophen, bei dem Schopenhauer so etwas gelesen hätte! Jedes Motiv hat ein Velle zur Folge, das Quietiv, als ein Ding eigener Art, bewirkt ein Nolle. Der Wille mag thun, was er will, er mag bejahen oder verneinen, was er will, immer heisst es: velle, wenn er aber sich selbst verneint, heisst es: nolle. Schopenhauer will damit sagen, wenn der Wille zu sich selbst nein sagt, so verschwindet er, denn alles Dasein ist Wollen, folglich ist Nichtwollen Nichtsein. Oder: wenn