Bemerkungen über Schopenhauers Lehre.
man in Schopenhauers Auseinandersetzungen über die Verneinung des Willens nur Unsinn sehen wollte, Nur ist der gute Kern von dicker bitterer Schale umgeben. Wie die eben gegebenen, nur andeutenden Bemerkungen zeigen, führt uns Schopenhauer in ein wahres Dickicht von Widersprüchen und Unmöglichkeiten, indem er mit den phantastischen Gebilden, die er durch seine Anwendung der Kantischen Erkenntnisstheorie hergestellt hat, psychische Vorgänge, die die Erfahrung liefert, zu nebelhaften Schemen vereinigt. Will man ihm gerecht werden, so muss man sich vorzustellen suchen, was der nicht kantisirte Schopenhauer gesagt haben würde.
Der Gute verneint, durch sein Gefühl geleitet, im Handeln die Schranken der Individualität. Wenn wir die Sache zur begrifflichen Klarheit bringen, so können wir sagen, der Gute erkennt, dass die anderen Wesen mit ihm gleichen Wesens sind, und will deshalb keinen Unterschied zwischen ihm und ihnen machen. Nun ist aber eben deshalb, weil der Gute zunächst auf sein Gefühl angewiesen ist, seine Durchschauung des principii individuationis zunächst eine gelegentliche: Wenn ihm das Leiden entgegentritt, oder wenn er bei seinem Handeln die Möglichkeit, einen Anderen zu schädigen, erblickt, dann durchbricht er jene Schranke, aber sie ist für ihn nicht gänzlich aufgehoben. Was geschieht, wenn die Schranke ganz und dauernd aufgehoben wird? Diese Frage muss sich Schopenhauer vorgelegt haben. Er suchte sie zu beantworten, weil einerseits ihm die Philosophie die Möglichkeit einer
1